Jetzt, da sich Ambohitsara immer mehr entwickelt, wünschen wir uns auch, dass unsere Leute vor Ort von Hope-Projekte-Madagaskar eine Art „Tante-Emma-Laden“ eröffnen würden. Mit Preisen die nicht so überhöht sind. Da wir sowieso jede Woche wegen der Schulkantine nach Port-Berger fahren müssen, wäre es ein Leichtes, auch noch Waren mitzubringen.
Es gibt zwar jemanden im Dorf, der so etwas anbietet. Aber da die anderen im Dorf unternehmerisch überhaupt nicht fit sind, ist er der einzige. Und die Sachen sind da wirklich sehr teuer. Kerzen z.B. – bei einem Einsatz sind uns mal die Kerzen ausgegangen. Und da ich keine Katze hatte und echt Angst vor den Ratten, die nachts dann immer kommen, bin ich eben zu dem Mann gegangen, der Sachen im Dorf verkauft. Die Kerzen haben fast das doppelte wie in Tana – und immer noch viel mehr als in Port-Berger gekostet.
Kleine Versuche, unternehmerisch tätig zu sein, werden jetzt von den Dorfbewohnern zwar unternommen, aber das sind nur sporadische Angelegenheiten. Wie z.B. ein Getränkestand bei einem unserer Fußballturniere in Ambohitsara. Oder ab und zu ein Gebraucht-Kleidungs-Verkauf.
Wenn Ambohitsara sich weiter so schnell entwickelt, werden irgendwann die in den Städten allgegenwärtigen „Karana“ (Geschäftsleute aus Indien) kommen. Sie verkaufen mit viel Profit und behandeln die Einheimischen oft von oben herab. Das wollen wir eigentlich nicht, aber man kann es ihnen ja nicht verbieten…. Wenn da natürlich schon ein günstigerer Laden von Hope etabliert wäre, dann wäre das besser.
Die Sache scheitert bis jetzt an der Tatsache, dass wir keinen vertrauenswürdigen Mitarbeiter finden, der diese Aufgabe übernehmen könnte. Alles was mit Geld oder Sachen zu tun hat, ist schwierig. Es wird einfach zu viel geklaut. Die Leute dort stehen auf dem Standpunkt: „Aleloia“ (so nennen sie die Hope-Projekte vor Ort) hat Geld aus dem Ausland. Die sind sowieso alle reich. Also kann ich das Geschirr aus der Schulkantine ruhig mitnehmen. Die ersetzen es ja dann sofort wieder. Das tut denen doch nicht weh…. Deswegen ist z.B. Naphtaline als Vertrauensperson verantwortlich für alle angeschafften Sachen im Ambohitsara. Am Morgen, wenn die Köchinnen kommen, muss sie jeden Löffel einzeln zählen – und es sind immerhin mehr als 500. Am Abend, wenn die Sachen zurückgebracht werden, wird noch mal gezählt. Wenn alles stimmt, werden die Gerätschaften wieder im Lager des Basiscamps eingesperrt.
Klingt jetzt kindisch, aber die einzige Möglichkeit, die Diebstähle klein zu halten. Die Leute sind eben sehr arm. Schon Kerzen sind eine Kostbarkeit. Da es z.B. in den Duschen im Basiscamp keinen Strom gibt, haben wir abends zum Duschen immer eine Kerze mitgenommen. Wenn man die dann dort vergessen hat, war sie am nächsten Tag weg. Auch Seife und anderes, genauso. Ich, mit meinem „westlichen“ Verständnis habe mal in den Duschen eine leere, aufgeschnittene Flasche an einer Schnur mit Seife drin, aufgehängt. Damit man, wenn man sich vor dem Essen die Hände wäscht, nicht immer nach Seife rennen muss.
Am Ende hab ich die „Konstruktion“ wieder abgebaut, weil die Seife drin immer weg war. Kinder haben sie genommen, oder die Patienten aus den anderen Dörfern, die zur Krankenstation gekommen sind, oder, oder, oder. Sie haben ja irgenwie schon recht: Ein kleines Stück Kernseife für 10 Cent ist für uns „nichts“. Für die Mahlzeit einer kompletten Familie haben die Dorfbewohner manchmal auch nicht mehr als 10 Cent. Das rechtfertigt natürlich nicht, wenn man „klaut“, aber ich weiß inzwischen, was Armut aus den Menschen machen kann….
Aber es gibt auch einige sehr schöne Entwicklungen: Hope-Projekte-Madagaskar wird zu einem immer beliebteren „Freizeit-Gestalter“. Jeder hat seinen Spaß dabei, es wird viel gelacht…. Fortsetzung folgt