Sterne

Sterne

Immer wenn ich in Ambohitsara bin, dann faszinieren mich die Sterne, die man am Nachthimmel sehen kann. Es gibt dort keine Stadt weit und breit, nachts hat man kaum elektrisches Licht oder Beleuchtung und man kann die Milchstraße sehen. Sterne werden in der Bibel oft mit Menschen verglichen. Mit Nachkommen, Kindern. Gott machte Abraham (nicht nur einmal) persönlich darauf aufmerksam.

„Und er (Gott) führte ihn hinaus und sprach: Sieh doch zum Himmel und zähle die Sterne, wenn du sie zählen kannst! Und er sprach zu ihm: So soll dein Same (Nachkommen) sein! Und Abram glaubte dem Herrn, und das rechnete Er ihm als Gerechtigkeit an.“ 1.Mose 15,5

Heute will ich Euch von einigen ganz besonderen Kindern aus Ambohitsara erzählen. Sternen. Die meisten von ihnen kenne ich, seit sie klein sind.

 

Dieses Bild oben haben wir gemacht, als wir im August/September in Ambohitsara waren. Da hatten gerade die Abschlussprüfungen stattgefunden und diese Jungs haben ihr Abitur bestanden.

Da ist Rarody. Er wurde 2009 zusammen mit seiner Oma Nety getauft. Nety ist die erste, die sich nach unserer Ankunft in Ambohitsara bekehrt hat. Vorher hat sie an die Ahnen geglaubt und ist zu den Schamanen gegangen. Heute ist sie eine der Stützen der Kirche in Ambohitsara. Rarody ist seit seiner Taufe auch Christ und Feuer und Flamme für Jesus und ein aktives Mitglied der Schülermission. Er ist seit 2009 Schüler der Missionsschule. Da Nety sehr arm ist, war es oft nicht einfach für ihn.

(1 Klick auf die Fotos vergrößert sie)

 

Es ist in Madagaskar auf dem Land, im Bongolava Gebirge, üblich, dass die Jungs als Rinderhirten an reiche Familien „vermietet“ werden, um die Familie zu unterstützen. Die Mädchen werden aus dem gleichen Grund (Brautpreis) oft schon mit 13 Jahren verheiratet.

Rarody hat in den Schulferien, als er schon älter war, oft für sein Schulgeld, und das seiner Geschwister, im Missionszentrum gejobbt. er hat eine sehr enge Bindung zu den Hope-Projekten-Madagaskar und auch zu unserer ganzen Familie. Er ist so liebenswert und jetzt zu einem jungen Mann herangewachsen.  Dieses Jahr hat er sein Abitur erfolgreich bestanden. Wir waren gerade in Madagaskar und konnten ihm gratulieren. Als wir eines Nachmittags während unseres Aufenthalts in Ambohitsara vor Dr. Roselines Hütte saßen, hat er uns besucht und uns von seinem Leben und seinen Gedanken erzählt.

Zeugnis Rarody, September 2023
Es ist für mich eine Freude, mit euch zu reden und ich möchte meine Freude zum Ausdruck bringen. Als ich noch klein war, hatte ich ein sehr schweres Leben und dann kam Aleloia (so heißt das Missionszentrum bei den Einheimischen) dazu und das wurde für mich zum Segen. Meine Mutter (er nennt Nety seine Mutter, weil er bei ihr aufgewachsen ist) wollte mich damals nicht in die Schule schicken, weil sie nicht wusste, wie das gehen soll. Sie wollte mich als Hirtenjunge auf die Felder schicken. Während den großen Ferien war ich immer bei Aleloia und da habe ich Projekt-Direktor Anatole getroffen. Er hat mich gefragt, warum gehst du nicht in die Schule? Ich habe gesagt – ich kann nicht in die Schule gehen (wegen Geld). Er hat gesagt, ich soll in die Schule gehen und hat mir auch die Schul-Hefte dafür in die Hand gegeben und mich gebeten, meine Mutter zu ihm zu schicken. Die einzige Bedingung war, dass ich fleißig lerne und zu den Besten gehöre. Ich habe mich sehr gefreut und bin zur Schule gegangen. Damals dachte ich überhaupt nicht, dass ich es bis zum Abitur schaffen würde. Es ging darum, in die Schule zu gehen und irgendwann eben aus der Schule „auszusteigen“. Ich habe jetzt mein Abitur bei Aleloia gemacht und das freut mich sehr. Hier bei Aleloia habe ich entdeckt, auch wenn ich arm bin, mit Jesus kann ich ein gutes Leben haben. Ich bedanke mich sehr diesbezüglich bei Aleloia. Aleloia wurde mir zum Segen und ich freue mich sehr. Als ich in der 13. Klasse gewesen war, dachte ich, das genügt jetzt, das reicht jetzt, ich wollte aufhören, ohne jetzt mein Abitur zu machen. Ich habe mich dann gefragt, was wird aus meiner Familie, wenn ich aufhöre in die Schule zu gehen. Ich habe die Entscheidung getroffen, ich werde mein Abitur machen und danach eine Arbeitsstelle bei Aleloia suchen, damit ich meine Geschwister unterstützen kann, bei ihrer Ausbildung (z.B. um Schulsachen zu kaufen). Mir wurde dann klar, Aleloia ist da, um diese Bongolava Gegend für Jesus zu gewinnen, zu retten, und das hat den Wunsch in mir erweckt, wie könnte ich zusammen, Hand in Hand mit Aleloia gehen, um dieses Ziel zu erreichen. Da kam mir die Idee, nach meinem Abitur die deutsche Sprache zu studieren, so dass ich mit den Deutschen kommunizieren kann und als Verbindungsglied irgendwie zwischen Deutschland und Bongolava fungieren könnte. Mein Leben war nicht einfach, bis ich hier bei Dr. Roseline gewohnt habe, herauszufinden, was kann ich aus meinem Leben machen. Ich hatte nicht viel mit Dr. Roseline zu tun, bevor ich hier gewohnt habe. Aber ich habe auch mitbekommen, wie sie ihre Kinder korrigiert, sie ermahnt hat und das habe ich auch für mich persönlich in Anspruch genommen. Und sie wurde zu einem Vorbild für mich, so dass ich mir gesagt habe, ich will auch so ein Leben wie sie haben. Ich bin sehr dankbar, dass ich euch kennengelernt habe, dass ihr da seid. Was ihr so erzählt, das bringt mich auch selber zum Nachdenken über mein Leben. Ich habe mir Gedanken darüber gemacht, was könnte ich denn machen um ein Segen zu sein für sie. Ich habe aber weder Reichtum noch Geld, nichts ausser mich selbst. Mir war das sehr wichtig, euch zu sehen, euch wieder zu treffen, um euch das ganze zu sagen. Ich danke Gott für seine Gnade, für seine Größe und ich danke euch auch für eure Mühe. Den ersten Teil meines Lebens habe ich jetzt hinter mir, der zweite Teil beginnt jetzt nach meinem Abitur. Und ich hoffe natürlich weiterhin auf eure Hilfe, was mein Studium angeht und das ist mir ein Herzensanliegen, mit Aleloia diese Gegend hier voranzubringen und für Jesus zu gewinnen. Ich frage mich, wie soll das Ganze gehen. … Ich habe mir vorgenommen, vielleicht 1 Jahr hier zu arbeiten und auf diese Art und Weise bin ich auch in Kontakt mit den Eltern der Schüler hier, und ich könnte ihnen auch Dinge klar machen. Ich bin der Überzeugung, die Ziele von Aleloia sind ein Segen für Bongolava und ich möchte hier auch einen Teil dazu beitragen. Das ist, was der Herr mir klargemacht hat und ich wollte euch das auch so mitteilen.

Inzwischen jobbt er, wie er angeboten hat, im Missionszentrum im Bau (Gebäude und Renovierung) und er ist Anwärter auf ein Stipendium.

Hier könnt ihr die Geschichte von Rarody nachlesen und viele Bilder sehen:

Die Kinder von Ambohitsara – Lebensgeschichten

 

Fidel  hat auch dieses Jahr sein Abitur gemacht.  Normalerweise wäre auch er Rinderhirte und später Bauer ohne schulische Ausbildung geworden. Er kam zur Missionsschule, als er schon 10 oder 12 Jahre alt war. Da hat er im ASAMA-Programm den gesamten Stoff von Klasse 1 bis 7 wiederholt, die Nationalprüfung der Grundschule erfolgreich abgeschlossen und ist dann durchgestartet bis zum Abitur. Dieses hat er mit Auszeichnung bestanden. Was für ein Erfolg!

Er ist Christ, in der Schülermission tätig und Jesus hat ihn durch die ganzen Schwierigkeiten durchgetragen, so dass er so ein Ergebnis erzielen konnte. Wegen seinen guten Kenntnissen und seiner persönlichen Reife arbeitet er jetzt als Grundschul-Lehrer im Missionszentrum und ist Anwärter auf ein Stipendium.

 

Auch Jean de Dieu hat sein Abitur dieses Jahr gemacht. Er ist auch Christ und hatte letztes Jahr einen „merkwürdigen Unfall“, bei dem er beinahe ums Leben gekommen ist. Er lag im Buschkrankenhaus, gelähmt und alle haben sich vor seiner Evakuierung nach Tana schon unter Tränen von ihm verabschiedet. Sie dachten nicht, dass sie ihn wiedersehen.

 

Jean de Dieu

Wegen seinem Unfall  – er bekommt sofort Probleme, wenn er körperlich arbeitet – kann er leider nicht im Missionszentrum im Bau, Ackerbau oder Fahrdienst jobben. Und in der Schule ist leider momentan auch keine Stelle frei. Aber er  ist trotzdem Anwärter auf ein Stipendium des Missionszentrums.  Gott muss Großes mit diesem Jungen vorhaben.

Voahangy und Fernand sind ein Ehepaar, die als Laboranten ausgebildet wurden.  Fernand kommt aus Ampitilimaiky. Das ist das Dorf, das fast vollständig abgebrannt ist, weil „Christenhasser“ die Hütte des Pastors angezündet haben. Fernand ging  schon seit der Grundschule in unsere Schule. Voahangy ist die Schwester von Vero, der Englisch-Lehrerin. Auch sie arbeitete als Lehrerin in Ambohitsara.

Wir brauchen jetzt für das Labor dringend Unterstützung, weil die Mitarbeiter dort überlastet sind. In meinem letzten Blog habe ich darüber gesprochen, dass die Patienten die Dienstleistung des Labors sehr intensiv in Anspruch nehmen.

Das haben wir schon vor Jahren „kommen sehen“ und dann entsprechend gehandelt.  Außerdem wollen wir die Dienstleistung des Labors für das Gesundheitswesen des ganzen Landkreises weiterentwickeln. Für diesen Zweck haben wir schon vor einigen Jahren 2 Motorräder gekauft, um z.B. die Blutproben damit von den anderen Krankenhäusern und Arztpraxen abzuholen.

Wir haben Voahangy und Fernand ein Stipendium gegeben und sie auf eine Elite-Universität für Gesundheitswesen in Tana geschickt. Das ist die beste Uni für Laboranten, Krankenpfleger und Hebammen in ganz Madagaskar! Sie haben dieses Jahr erfolgreich ihren Bachelor-Abschluss bestanden und sind die besten ihres Jahrgangs. Zusätzlich hat Voahangy in ihrer Bachelor-Arbeit genau dieses Thema gewählt: „Wie entwickle ich Labor-Dienstleistungen für eine ganze Gegend auf dem Land.“ Die Professoren der Schule wollte die beiden schon „abwerben“ und an ihre Partner-Labors in Tana vermitteln. Sie haben ihnen viel Geld versprochen. Aber die Voahangy und Fernand haben  abgelehnt, sie sagten: ohne das Missionszentrum wären wir nie so weit gekommen, deswegen sehen wir darin eine Berufung, dort zu dienen und unseren Vertrag zu erfüllen, wie wir es versprochen haben.

The New Generation – die neue Generation

Um dem Mangel an guten Mitarbeitern zu begegnen, gibt es schon seit Jahren ein Stipendiaten-Programm im Missionszentrum für die verschiedenen Projekte. Wir haben immer ca. 12 Stipendaten. Diese Stipendien werden nach bestimmten Kriterien vergeben. Um die Identifikation mit der Vision und den Zielen des Missionszentrums zu fördern, arbeiten die Stipendiaten auch in den Semesterferien in Ambohitsara in ihrem Arbeitsbereich mit. Nach erfolgreichem Abschluss verpflichteten sich die jungen Menschen, im Missionszentrum zu arbeiten: Ihre Studiumsdauer plus 2 Jahre.

Auf diese Weise erreichen wir 2 Ziele. Erstens, sind diese jungen Leute Vorbilder für die neue Generation. Sie stammen aus der Region. Die Jüngeren wollen dann auch so werden wie sie und schauen zu ihnen auf. Das sichert die Nachhaltigkeit, weil diese jungen Menschen aus der Gegend sind. Ihre Eltern sind natürlich superstolz. Sie sind die Ersten  auf dem Plateau, die regelmäßig Geld nach Hause bringen. Normalerweise haben die Leute dort nur in der Erntezeit Geld.  Zwischen 2 Ernten müssen sie von dem leben, was auf ihren Feldern oder im Wald wächst.

Zweitens können wir so besser unsere Ziele im Missionszentrum erreichen, weil wir die richtigen Leute dort haben. Früher nahmen wir „wen wir bekommen haben“. Jetzt haben wir die Leute, die wir brauchen,  die unsere  Vision mittragen und eine Berufung haben. Maßgeschneiderte Personalentwicklung, Das erhöht die Schlagkraft des Missionszentrum im Bongolava-Gebirge.

Vielen Dank an alle, die diese „Sterne“ unterstützen und ihnen helfen „zu scheinen“. Das ganze Bongolava Gebirge hat dank Euch eine gute Zukunft. Es wird hell in dieser ursprünglich finsteren Gegend. Die Menschen finden nach und nach zu Christus. Sie ergreifen ihn, seine Hand. Und dann scheint das Licht Christi dort und keine Dunkelheit kann es mehr ergreifen…Das, was ihr da macht, woran ihr Anteil habt, durch eure Gebete, durch eure Spenden, sind „Aktien im Himmel“.  Keine Maus, kein Einbrecher, kein Rost kann sie zerstören…

Die Menschen von Ambohitsara und Umgebung sagen: Misaotra betsaka – vielen Dank.

 

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