Tombola und mehr

Die meisten Missionare – die für einige Wochen oder länger – nach Ambohitsara kommen, werden von uns wegen dem Thema „Kleidung“ beraten.

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staubiger Dorfweg

Die Erde dort in Ambohitsara hat eine orange-rote Farbe. Da es keine betonierten Straßen gibt, ist der Staub überall. Also sollte man wenig weiße Kleidung mitbringen. An weißen Handtüchern wird man auch wenig Freude haben. Die Frauen sollten keine sehr eng anliegenden Kleidungsstücke oder Shirts mit tiefem Ausschnitt mitbringen. Auch die Schultern und Knie sollten bedeckt sein. Das ist erstens besser, wegen der Sonne. Zweitens passt es einfach auch nicht in die Vorstellung der Einheimischen, wie Missionare aussehen sollten. Ist zwar irgendwie ziemlich absurd (sie selber laufen in kurzen Sachen und Spagetti-Trägern) aber ansonsten kann es passieren, dass man  dort als ausländische Frau „angemacht“ wird… Auch sollten nicht die neuesten Klamotten (also Gucci-Handtaschen lässt man besser zu Hause) mitgebracht werden, da die Sachen hinterher meistens ziemlich unansehlich sind (kaputt, rot gefärbt,…).

Die meisten unserer Missionare nehmen deswegen alte Klamotten, Schuhe usw.  mit, die sie dann – zur Freude der Dorfbewohner – dort lassen. Diese Kleidung wird gesammelt und einmal jährlich findet eine große „Tombola“ in unserer Schule statt.

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                                     Vorbereitung zur großen Schul-Tombola

Jedes Kleidungsstück bekommt eine Nummer. Und jedes Kind bekommt dann ein Los. Die Freude und Begeisterung aller Beteiligten ist riesig. Es gibt jedes Mal ein großes „Hallo“, wenn wieder einer seinen Preis bekommen hat. Manche Jungs haben Röcke oder Kleider erwischt, die sie dann an ihre Schwestern weitergeben.

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                                     Tombola in „Aktion“

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Kinder in „Alltagskleidung“

Man muss dazu sagen, dass unsere Kinder wahrscheinlich noch nie ein neues Kleidungsstück besessen haben, bzw. in der Hand gehabt haben. Auch in einem Bekleidungsgeschäft  oder Supermarkt waren sie noch nie in ihrem Leben. Die Kleidung der Dorfleute kommt üblicherweise vom Markt in Port-Berger. Das sind Sachen aus Altkleider Sammlungen aus dem Westen. Wie die dahin kommen, weiß ich auch nicht, auf alle Fälle werden die da verkauft (von wegen Altkleider Sammlung hilft den Bedürftigen kostenlos – bis auf wenige Ausnahmen ist das in Madagaskar nicht der Fall). Jeder hat vielleicht 3-4 (und das ist schon viel) „Garnituren“ an Kleidung. Eine Garnitur Alltagskleidung zum Arbeiten oder Spielen (ziemlich heruntergekommen, bei uns wären die in der Kategorie „Lumpen“ zu finden). Eine sehr schöne für Feierlichkeiten oder die Kirche (wenn sie Christen sind). Dann noch eine „normale“. Die Kinder haben noch ihre Schuluniform. Und das war´s.

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Kinder spielen mit gebasteltem Spielzeug

Die Kinder dort haben auch kein gekauftes Spielzeug. Sie bauen sich das selber. Eine alte Sardinenbüchse, etwas Rinde (Abfälle vom Baumaterial), Tonerde und schon ist die Ochsenkarre plus Ochsen (aus Ton) fertig. Auch Kokosschalen, gefundene Flaschendeckel, oder sog. „Lumpenbälle“ (Bälle aus Stofffetzen die zusammengebunden werden) sind die „Renner“.

Sie haben auch keine Kindermöbel. Die Hütten sind sowieso spärlich möbliert: 1 Ehebett für die Eltern, vielleicht eine Ablage (kleiner Tisch aus Bambus, selbstgebaut), Feuerstelle mit Töpfen und etwas Geschirr. Eine Reisstrohmatte um den Boden (fest gestampfte Erde) zu bedecken. Mehr meistens nicht. Die Kinder schlafen auf der Reisstroh-Matte auf dem Boden. Als Zudecke haben sie oft nur das „lambahoany“ (eine Art Wickelrock für Frauen) der Mutter.

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                                                    Wohnraum und Kochecke

Die Leute auf dem Land besitzen aus unserer Sicht quasi nichts. Brauchen sie auch eigentlich nicht. Sie brauchen kein Auto, weil die meisten Autos dort ungeeignet sind (außer Land-Rover oder so). Sie definieren sich auch nicht über Besitz, Aussehen oder Kleidung, so wie die Europäer. Das ist alles zweitrangig. Sie definieren sich über Beziehungen. In Madagaskar sagt man: „Lieber viel Geld verlieren als einen Freund“….Der  Familienverband ist wichtig: wo man hingehört, zu welcher Familie,  welcher Sippe, wie alt man ist. Auch uneheliche Kinder haben dort das gleiche Ansehen wie die ehelichen. Z.B.  wenn der Familienvater ein uneheliches Kind hat – was ziemlich oft vorkommt – wird dieses Kind nicht schief angesehen. Das Kind kann ja für sie nichts dafür und es ist wertvoll  und gehört als festes Mitglied  zur Sippe. Bei einer Vorstellungsrunde wird es ganz ungeniert vorgestellt als „XY – uneheliche Tochter von Z….. Fortsetzung folgt

 

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