Reis ist das Hauptnahrungsmittel in Madagaskar. Es wird 3 mal am Tag gegessen. Wenn man einen Madagassen z.B. mit einem Gericht aus Fleisch und Kartoffeln bewirtet und ihn hinterher fragt, ob er schon gegessen hat, dann wird er „nein“ sagen. Ein Essen ohne Reis ist keine Mahlzeit für die meisten Leute, sondern nur eine Art „Snack“.
Aus Reismehl (Reis wird in einem riesigen Mörser zu Pulver zerstampft) machen sie kleine Küchlein – Mokary genannt.
Bild oben: 1. Reismehl, 2.Mokary-Form
Man stellt einen dickflüssigen Teig (ähnlich wie Waffeln) aus Reismehl, Eiern, Backpulver, Zucker und etwas Wasser her. Dann wird der Teig in Formen (ähnlich wie Muffin-Formen), die mit Öl eingerieben wurden, gefüllt. Die gefüllte Form wird über dem Kohlenfeuer gebacken. Schmeckt sehr gut mit Marmelade oder Honig…
Es gibt auch sehr guten, selbstgemachten Rohrzucker dort. Die Einheimischen pressen den Saft aus dem Zuckerrohr und trocknen ihn dann anschließend.
Rohrzucker ( sira mamy gasy: sira = Salz, mamy = süß, gasy = malagasy) kann man auf dem Markt in großen Blöcken kaufen.
In unserer Schulkantine verwenden wir neben Reis auch Maniok. Gekocht ist diese stärkehaltige Wurzel ein sehr guter Energielieferant. Die Mitarbeiterinnen der Schulkantine trocknen und zerkleinern ihn anschließend, um ihn haltbarer zu machen. Kleine Stücke kann man dann viel besser kochen.
Auch Kaffee wird dort selber angebaut und verarbeitet. Die Dorfleute und auch meine Schwiegermutter rösten Kaffee selber in einer Pfanne über dem Kohlenfeuer. Meine Schwiegermutter sagt, dass man das Feuer nicht zu heiß machen darf und die Bohnen sollen nicht zu schwarz werden. Außerdem gibt sie noch etwas Zucker dazu, wegen den Bitterstoffen. Dann muss meistens einer ihrer Urenkel die gerösteten Kaffeebohnen in einem großen Mörser stampfen – sieben – wieder stampfen – wieder sieben. Danach gibt sie etwas Kaffeepulver in ein Stoffsieb und schüttet kochendes Wasser darüber. Und dieser Kaffee ist nicht mit dem zu vergleichen, den man in Europa bekommt….
Bild oben: 1. geröstete Kaffeebohnen, 2. Urenkel mit Mörser, 3. Kaffee wird gesiebt, 4. fertiges Kaffeepulver
Aber was ich sehr bemerkenswert finde: Nur ältere Leute trinken dort Kaffee. Benjamin war sehr erstaunt, als er hierher kam und auch schon 18-jährige Kaffee trinken sah. Ein „no-go“ dort. Und bei vielen Christen dort ist Kaffee als „Suchtmittel“ ziemlich verpönt. Er steht für sie auf der gleichen Stufe wie Alkohol. Sie denken da ziemlich schwarz-weiß: Entweder man nimmt seinen Glauben ernst und verzichtet ganz auf Alkohol. Oder man ist ständig komplett betrunken. Dass man Alkohol auch maßvoll und verantwortungsbewusst zu sich nehmen kann, das kommt in ihrer Kultur meist nicht vor. Eine sehr lustige Geschichte: 2011 kamen 3 unserer leitenden Mitarbeiter (Anatole, Roseline, Clement) für 4 Wochen nach Deutschland, um u.a. unsere Mentalität, Kultur und wie „wir ticken“, kennenzulernen. Das war und ist sehr wichtig für unsere nachhaltige Zusammenarbeit. Sie waren dann reihum bei verschiedenen Leuten zum Essen in ihren Häusern eingeladen. Eine von den Gastgeberinnen hatte so einen riesigen Kaffeeautomaten (oben tut man die Bohnen rein, unten kommt der Kaffee wieder raus). Die hat dann ganz entsetzt gefragt: Und was sag ich dann, wenn die wissen wollen, was das für eine Maschine ist (weil Kaffee-Trinken doch bei „Christen“ verpönt ist und die Maschine echt groß war…)? Ihre Freundin meint: Ach, sag einfach „es ist der Staubsauger“.