„Wir behandeln – Jesus heilt“

 

„Denn siehe, Finsternis bedeckt die Erde und tiefes Dunkel die Völker, aber über dir geht auf der Herr, und seine Herrlichkeit erscheint über dir“. Jesaja 60,2

 

Dieses Wochenende haben wir bereits den 3. Advent und Weihnachten rückt näher. Auch in Ambohitsara. Dort ist jetzt Regenzeit. Das ist eine eher schwierige Zeit. Es gibt viel Feldarbeit zu erledigen, weil jetzt die Reispflanzen gepflanzt, gepflegt und geerntet werden müssen.

(die kleinen Bilder kann man durch Doppelklick vergrößern)

Und früher traf eher der erste Teil des o.g. Bibelverses zu. Vor der Ankunft des Missionszentrums im Bongolava-Gebirge waren die Menschen quasi von der Zivilisation abgeschnitten. Und dort oben gab es keine Möglichkeit einer medizinischen Versorgung. Aber wegen der Überschwemmung war auch der Arzt und das Krankenhaus der nächsten Stadt unerreichbar, weil es sehr schwierig bis unmöglich war, das Plateau zu verlassen. Die ganze Gegend war eine rutschige Schlammwüste.

Wehe der Frau, die eine komplizierte Entbindung hatte. Keiner konnte sagen, ob sie überleben würde, ob ihr Kind überleben würde…Manchmal starben alle beide und keiner konnte helfen, keiner konnte es verhindern…

Es gab Zeiten, in denen die Kleinkinder massenweise an Malaria oder Durchfallerkrankungen starben. Eine Beerdigung jagte die andere. Anatole, unser Projektdirektor hat erzählt, dass er es, wenn er in der Regenzeit vor Ort war,  fast nicht mehr ertragen konnte. Kaum war das eine Kind begraben, folgte schon das nächste….

Im Animismus denken die Leute, dass Krankheit die Folge eines Fehlverhaltens gegenüber den Ahnen ist. Wenn  z.B. aus Versehen etwas  gegessen wird, das die Ahnen verboten haben –  dann werden die Ahnen  zornig und jemand wird krank. Und wenn sie dann  auch noch zu den Christen ins Krankenhaus gehen, dann werden die Ahnen erst recht wütend und es passiert noch etwas Schlimmeres.

Also gingen sie  lieber zuerst zum Schamanen. Erst wenn der auch nicht helfen konnte, dann kamen sie mit ihren Kindern aus Verzweiflung zum Missionszentrum. Meistens war es die Oma, die das Kind nahm und mit der Ochsenkarre oder sogar zu Fuß nach Ambohitsara ins Krankenhaus brachte. Aber viel zu spät. Die Kinder lagen oft schon im Koma, als sie ankamen. Wir konnten nichts mehr für das Kind tun. Und dann kamen die Schuldgefühle: Sie hatten ihre Ahnen verärgert. Die Ärzte im Krankenhaus stellten ihnen Fragen, warum sie nicht früher gekommen sind. Und dann schafft es das Kind nicht….

Aber jetzt ist das  nicht mehr so. Das Licht und die Herrlichkeit Christi sind aufgegangen in der ganzen Gegend. Dort, auf dem Plateau, ist Christus erschienen. Aufgetaucht. Man redet von ihm. Man erzählt von ihm. Mit Worten. Aber auch durch Taten.

 

 

Im Buschkrankenhaus des Missionszentrums wird jeden Morgen, schon bevor die  Türen der Behandlungszimmer geöffnet werden, auf der Veranda eine Andacht gehalten. Das Wort Gottes wird den, von Animismus geprägten Menschen erzählt. Ein Gott, der sich für sie interessiert, Kontakt haben will und ihnen ganz konkret helfen will. Gerade wenn sie krank sind. Wenn sie ins Sprechzimmer des Arztes kommen, sehen sie ein Schild, worauf steht: „Wir behandeln, aber Jesus heilt“.

Und die Leute kommen. Im Jahr 2021 wurden laut Statistik 6073 Menschen im Buschkrankenhaus behandelt, Tendenz steigend.  Frauen kommen zur Entbindung zu uns. Sogar zur Schwangerschafts-Vorsorgeuntersuchung, was früher völlig unbekannt war.

Vor 1 – 2 Jahren suchte  eine Röteln-Epidemie das ganze Plateau heim. Viele Kinder, Erwachsene und alte Leute sind in den umliegenden Kommunen daran gestorben. Bei uns nicht, die meisten Kinder unserer Kommune wurden im Krankenhaus oder durch das mobile Team dagegen geimpft. Außerdem rettete ihnen unsere Aufklärungsarbeit buchstäblich das Leben: sie kamen schon bei den ersten Symptomen ins Krankenhaus. Das hat sich herumgesprochen, wie ein Lauffeuer.  Seitdem gibt es einen Ansturm auf das Missionskrankenhaus!

Jesus sagt in seinem Gleichnis vom verlorenen Schaf, dass der Hirte sein verlorenes Schaf sucht, findet und auf den Schultern zurück nach Hause trägt.  Unser mobiles Team macht das genauso. Unermüdlich klappern sie die Dörfer ab – mit dem SADKO, mit Fahrrädern, notfalls auch zu Fuß. Sie behandeln die Kranken. Sie lesen aus der Bibel vor und halten eine Andacht. Sie sensibilisieren die Leute wegen der Wichtigkeit der Zeitachse: je früher sie nach Ambohitsara ins Krankenhaus kommen, desto besser für das Überleben ihrer Kinder. Und dass es höchste Priorität hat, zu kommen, sobald  ihr Kind Krankheitssymptome zeigt. Sie sollen sich sofort auf den Weg machen und nicht erst ihre Reisfeldarbeit erledigen. Und das tun die Eltern mittlerweile. Das sieht man u.a. daran, dass wir 2021 nur 18 Personen in die nächste Stadt evakuieren mussten. Und das tun wir nur, wenn wir ihnen im Buschkrankenhaus nicht mehr weiterhelfen können.

Seit einigen Jahren gibt es auch das sog. 1-Euro-Projekt. Es heißt so, weil wir mit 30 Cent bis 1 Euro schon 1 Kleinkind retten können. Wir sammeln Geld, legen es (bildlich gesprochen) in einen Topf und behandeln damit alle Kleinkinder bis 5 Jahre, die ins Buschkrankenhaus kommen. Umsonst. Das ist wie eine Art Krankenversicherung für alle Kleinkinder und daher einmalig in ganz Madagaskar. Früher glaubten die Leute dort das nicht. In ihrem Denken war fest verankert: „So menschenfreundlich kann niemand sein, das muss ein Gerücht sein“… Aber Jesus ist so…

Inzwischen glauben sie es aber. Diese Tatsache wurde durch die Jahresstatistik belegt: 1700 Kleinkinder wurden 2021 via 1-Euro-Projekt umsonst behandelt Andernfalls wären die meisten  von ihnen wohl gestorben….

Aber all das gilt nur für den Einzugsbereich des Missionszentrums. In die Nachbarkommune Tsiningia, nördlich unserer Kommune Andranomena,  darf unser medizinisches Team z.B. nicht gehen, um dort die Leute zu behandeln. Der Staat hat das so vorgeschrieben. Natürlich, niemand kann die Kranken daran hindern, sich auf den langen Weg zu uns zu machen. Und aus diesen weit entfernten Gebieten des Bongolava-Plateaus kommen auch viele kleine Patienten, die uns „zu spät“ gebracht werden, so spät, dass wir sie nicht einmal mehr evakuieren können. Die Nachbarkommunen liegen zwar  nicht in unserem Zuständigkeitsbereich für medizinische Hilfe,  aber  unser Alphabetisierungsteam darf dort eingesetzt werden, um die Menschen dort zu sensibilisieren.

Deswegen haben wir vor, unsere Evangelisten die im Alphabetisierungsteam arbeiten, zu sogenannten Gesundheitsagenten zu schulen. Das dauert ca. 1 Woche und dann sind sie in der Lage, diese lebenswichtige Aufklärungsarbeit zu tun. In dieser Gegend braucht man keine teureren Medikamente oder Geräte zu kaufen. Man muss sich einfach nur die Mühe machen, die Dörfer zu besuchen. Das bedeutet, man steht früh auf, hat einen langen Weg unter der brennenden Sonne und am Abend ist man völlig erschöpft, weil die Entfernungen so groß sind.

Wir könnten zwar mit dem SADKO fahren, aber seine Auslastung ist schon jetzt sehr hoch und Notfallevakuierungen wären dann nicht mehr durchführbar,  weil das Auto ständig irgendwo unterwegs sein würde.  Hier wäre es nötig,  3 Motorräder anzuschaffen, um die Arbeit unseres Alpha-Teams auf eine neue Ebene zu heben und so die hohe Kleinkindersterblichkeit auch in den Nachbarkommunen  zu bekämpfen. Sie ist deswegen oft so hoch, weil die dafür zuständigen Organisationen sich schon damit abgefunden haben.

Ein Motorrad kostet etwa 2000 Euro. Damit wären die Evangelisten des Alpha Team mobil. Sie könnten sogar die Kirchengemeinden in unserer eigenen Kommune besser betreuen….

Ein alter Mann war so vom Missionszentrum begeistert, dass er für die Erweckungswoche in Ambohitsara eine Kuh gespendet hat.  Ca. 300 Euro war sie wert.  Das ist sehr viel Geld, fast ein Jahresverdienst eines Bauern. Er hat dort folgende Geschichte erzählt. Ein Kind aus seinem Dorf war sehr krank. Die Eltern brachten es erst nach Ambohitsara, als die Prognose schon sehr schlecht war. Dort angekommen hatten sie nach einer Weile große Angst, dass es dort stirbt.  Animisten haben Angst vor Toten. Wenn ein Mensch irgendwo anders stirbt, ist es ein riesiger Aufwand, die Leiche nach Hause zu bringen, wo sie beerdigt werden kann. Sie hätten das Kind nach Hause tragen müssen, aber auf Umwegen, weil manche Bereiche für Tote „verboten“ waren. Alle Leute, denen sie unterwegs begegnet wären, wären „unrein“ geworden, was diese natürlich extrem verärgert hätte. Und so weiter…. Die Eltern holten also ihr Kind aus dem Krankenhaus und trugen es zum Sterben zurück ins Dorf. Und nicht einmal in der Hütte durfte es sein – die Leute haben Angst vor den Geistern, falls das Kind dort drinnen stirbt.

Dr. Roseline war damals gerade irgendwo unterwegs. Als sie zurückkam und das Kind nicht mehr vorfand, war sie ziemlich sauer. Sie nahm den SADKO, fuhr damit in das Dorf und überzeugte die Eltern, ihr das Kind zu geben. In Ambohitsara behandelte sie es und brachte es nach einigen Tagen gesund zurück. Dieser alte Mann kennt Jesus noch nicht. Aber das hat ihn so begeistert dass er sagte: „So wichtig sind wir für das Missionszentrum, jeder einzelne zählt. Ihr kommt mit einem Auto, wenn wir krank sind und holt uns ab.  Ihr haltet sogar Flugzeuge an, (eine Anspielung auf die Evakuierung von dem Baby Ruffin mit Heli-Mission) um jemanden in die große Stadt (Antananarivo) zu bringen.“

So sehen Euch die Menschen des Bongolava Gebirges. Auch wenn sie euch nicht persönlich kennen, sie sehen Euer mitleidiges Herz, Eure Güte ihnen gegenüber, Eure Fürsorge. Durch Eure Taten „erscheint“ Christus in ihrem Leben. Sogar dieser Mensch, der seinen Ahnen dient, hat das gesehen. Und deshalb hat er ein Opfer gebracht – aus Dankbarkeit. Vielen Dank für alle Eure Spenden, für Eure Opfer, die ihr bringt. Gott sieht das, er „lässt sich nichts schenken“ und geht nie an so etwas vorbei, ohne zu segnen….

Die Menschen den Bongolava-Gebirges wünschen Euch einen fröhlichen 3. Advent und sagen:

Misaotra betsaka – vielen Dank!

 

 

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