Die Mädchen des Bongolava-Gebirges

Die Mädchen des Bongolava-Gebirges

Heute erzähle ich Euch etwas über die Mädchen im Bongolava-Gebirge. Und so ist es eigentlich in den ländlichen Gegenden in ganz Madagaskar.

Kinder sind eine Gabe Gottes. So steht es in den Sprüchen. Eine Belohnung.

(die kleinen Bilder kann man durch Doppelklick vergrößern)

Die Menschen in Madagaskar – vor allem auf dem Land – haben viele Kinder. Normalerweise könnten sie sie auch alle gut ernähren, wenn nicht die Knechtschaft des Ahnenkultes ihnen ein strenges Regelkorsett auferlegen würde. So ist es z.B. an ca. 3 Tagen (je nach Region vielleicht etwas weniger) verboten, auf den Feldern zu arbeiten. Oder die Felder zu vergrößern, wenn mehr Kinder ernährt werden sollen. Oder bestimmte Dinge dürfen nicht gegessen werden, auch wenn sie im Überfluss vorhanden sind. Und und und….

Deswegen ist es für die Familien eine Sache des Überlebens, dass die Kinder schon so früh wie möglich bei der Ernährung der Familie mithelfen. In Madagaskar auf dem Land ist die gängige „Währung“ bzw. die „Sparkasse“ der Besitz von Rindern.  Die Jungs müssen, anstatt zur Schule zu gehen, in der Regel ab 7 Jahren Rinder bei reichen Familien hüten und bekommen dafür pro Jahr ein junges Rind als Lohn.

Um über die Runden zu kommen, werden die Mädchen oft schon zwischen  12 und 15 Jahren verheiratet. Weil die junge Frau – in vielen Fällen eigentlich, das kleine Mädchen,  als „Brautpreis“ 3 -4 Rinder bekommt.  Diejenigen, die besonderes Pech haben, werden mit  Männern verheiratet, die selber schon Kinder in ihrem Alter haben oder Großväter sind.

Der Mann bewirbt sich bei den Eltern der Braut um das Mädchen. Wenn sie zustimmen, wird ein Ehevertrag aufgesetzt. Er regelt, dass die Familie der Frau die Rinder nur behalten darf, wenn die Ehe mindestens 1 Jahr hält. Wenn sie vorher in die Brüche geht, müssen die Eltern die Rinder zurückgeben. Da die Eltern aber meistens Analphabeten sind, wird eine wichtige Klausel fast nie in den Vertrag mit aufgenommen. Nämlich, wenn die Ehefrau unschuldig am „vorzeitigen“ Scheitern der Ehe ist,  darf die Familie der Frau die Rinder trotzdem behalten.

Manche Männer nutzen diese fehlende Klausel aus und machen ihrer Frau kurz vor Ablauf des ersten Ehejahrs das Leben zur Hölle. Sie ist ja noch ein Kind, also läuft sie oft weg, zurück zu den Eltern. Der Mann holt daraufhin seine Rinder zurück und „heiratet“ mit den gleichen Rindern das nächste Mädchen.

Wenn die Ehe auf diese Weise endet, sind die Mädchen meistens schon schwanger oder haben ein Kind. Die Eltern können dann nicht beide ernähren. Als Mädchen ohne Ausbildung muss sie wieder heiraten. Aber niemand will eine Frau mit Kind. So kann sie nur ihren Körper verkaufen und sich prostituieren. Und bekommt noch mehr Kinder, die alle Essen und Kleidung brauchen. Eine Schule werden solche Kinder vermutlich nie von innen sehen, ganz abgesehen auch von medizinischer Versorgung.

Das haben wir auf dem Bongolava Gebirge in vielen Dörfern sehr oft gesehen. Und wir wollen und müssen helfen. Ansonsten machen wir uns als Missionszentrum unglaubwürdig gegenüber dem Evangelium.

Jetzt schon geht unser medizinisches Team regelmäßig durch die Dörfer und warnt vor der frühen Verheiratung der Töchter. Bei Geburten in diesem Alter treten oft Komplikationen auf.  Entweder sterben Mutter und Kind, weil der Geburtskanal viel zu klein ist. Oder die jungen Frauen können durch Verletzungen der Blase inkontinent werden.

Wir kommen auch in die Dörfer und erzählen von Jesus. Gerade solche Mädchen saugen das Evangelium in sich auf. Sie singen begeistert mit, wenn wir Evangelisierungen veranstalten und sind einfach glücklich. Jesus ist ihre einzige Hoffnung, um diesem Teufelskreis zu entkommen. Weil er sie liebt, sie annimmt und für sie sorgt. Als unsere ausländischen Missionare sich in Ambohitsara mit den Kindern beschäftigt haben, waren auch solche Mädchen mit dabei. Manche durften an den Veranstaltungen teilnehmen. Aber ich sah auch welche, die nur kurz, mit sehnsüchtigen Augen, von fern zusahen. Weil sie für ihren Ehemann kochen mussten…Ich werde diesen Blick nie vergessen…

Deswegen wollen wir, als Hope-Projekte-Madagaskar, es nicht nur bei Worten belassen.

Justine und ihr Mann Hubert

Wir planen, eine Ausbildungswerkstatt für Schulabgänger zu eröffnen, die ihre Schule mit mittlerer Reife beenden wollen. Und auch für solche verlassenen, jungen Frauen. Unter der Anleitung von Justine sollen sie Nähen/Schneidern lernen können. Justine ist eine sehr geistliche junge Mitarbeiterin, eine Stipendiatin des Missionszentrums, die an der Universität in Majunga Missiologie studiert. Sie ist gerade fertig, macht eine Weiterbildung als Schneiderin. Sie soll sich in Ambohitsara um solche Frauen und Mädchen kümmern. Sie ist eine brennende Christin und ich kenne sie als Vorbild für alle.

 

 

Nach Abschluss ihrer Ausbildung gibt es mehrere Möglichkeiten: die Mädchen können selber im Dorf eine „Schneiderei“ eröffnen und ihre Sachen vor Ort verkaufen.  Oder das Missionszentrum stellt sie an. Wir würden die Produkte der Nähwerkstatt woanders verkaufen (Provinzhauptstädte, Hauptstadt), um den Markt auf den umliegenden Dörfern für die einheimischen Mädchen „frei zu halten“. Das überschüssige Geld aus dieser Werkstatt wird in die Schulkantine fließen, um die gute Ernährung unserer Schulkinder zu sichern und zu verbessern.

So kann das Licht Christi ganz praktisch im Leben solcher jungen Frauen erscheinen. Sie werden nicht mehr auf Männer angewiesen sein. Sie werden als Töchter Gottes selbstbewusst sich und ihre Kinder versorgen können. Durch einen eigenen Beruf, eigene Arbeit. Sie werden wieder heiraten können, ja. Aber sie haben die Wahl, selbst zu bestimmen,  wann und wen sie heiraten wollen. Für die Christinnen unter ihnen,  z.B. nur den „Mann ihres Lebens“, den Jesus für sie vorherbestimmt hat.

Bitte helft uns, diesen Kindern zu helfen. Für dieses Projekt brauchen wir nur eine „Startinvestition“. Für ein regenfestes Gebäude, 5 mechanische Nähmaschinen, Möbel, die erste Ladung an Stoff usw. Danach trägt es sich größtenteils selber. Der Start einer solchen Werkstatt wurde mit etwa 6.000 Euro veranschlagt…

Wie schön ist das…. Wenn aus einer ausweglosen Situation, wie der dieser Mädchen, eine „Heils-, Heilungs- und Erfolgsgeschichte“ wird. Für sie wäre das wie ein Weihnachtstraum, ein Märchen, das wahr wird, wenn sie aus dieser buchstäblichen „Sklaverei“ entkommen und:

  •   Jesus kennenlernen, der ihre kleinen Seelen heilt
  •   sich und ihre Kinder selber ernähren können
  •  wieder Achtung und Respekt als Person erfahren und nicht mehr  als Ware angesehen werden
  •   Freude an kreativen Beschäftigungen finden
  •  wieder lachen lernen…

Und so könnten diese Mädchen später in ihren Dörfern selber bekennen und bezeugen: „Jesus Christus ist das einzige Licht, das nie erlöscht, er ist DAS Licht auf meinem Lebensweg und ich werde niemals fallen, solange ich ihn habe. “

„Und das Licht (Jesus) leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst.“ Joh. 1,5

„Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Weg“ Psalm 119, 105

Vielen Dank, für Eure bisherige Treue und  Hilfe. Viele Mädchen aus Ambohitsara haben durch euch schon  ihr Abitur gemacht und/oder eine gute Ausbildung bekommen. Eine davon wird gerade Krankenschwester in Majunga an der Westküste, eine wurde Lehrerin, usw.

Werdet ein Teil davon, unseren Weihnachtstraum für diese Mädchen ohne Hoffnung wahr zu machen. Durch eure Gebete, eure Spenden, euer liebevolles Herz.

Die Kinder und die Menschen von Ambohitsara und Umgebung wünschen Euch einen fröhlichen und gesegneten 2. Advent und sagen

„Misaotra betsaka – vielen Dank“!

 

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