Die Geschichte von Jean de Dieu
Jean de Dieu ist ein Schüler des Missionszentrums. Er liebt Jesus. Er war neben der Schulzeit Mitglied in der Schülermission. Diese Jugendlichen kümmern sich z.B. um die anderen Schüler, erzählen ihnen von Jesus, lesen mit ihnen in der Bibel, organisieren Evangelisations-Veranstaltungen und Freizeiten, lehren…. und vieles mehr.
Jean de Dieu ist ca. 17 oder 18 Jahre alt, geht in Ambohitsara in die Schule, aber er kommt ursprünglich aus einem Dorf ca. 50 km südlich von Ambohitsara. Das bedeutet ca. 2 Tage Fußmarsch. Deswegen lebt er alleine, ohne seine Familie in Ambohitsara.
Einmal im Monat fährt er mit dem Fahrrad nach Hause, um seine Monatsration Reis abzuholen (ca. 20 bis 30 kg). Er transportiert es normalerweise auf dem Gepäckträger seines Fahrrades. Grundsätzlich ist so etwas nicht ungefährlich, da diese Fahrräder normalerweise aus China kommen und relativ zerbrechlich sind. Er fährt also und fällt mitsamt Fahrrad und Ladung in ein großes Loch. Solche Löcher bilden sich manchmal direkt neben der Piste, wegen der Erosion. Sie sind nicht vorhersehbar und tauchen plötzlich auf. Das Fahrrad fiel auf ihn und dann noch der große Reissack oben drauf. Es ist ein Wunder, dass er sich selber befreien konnte.
(die kleinen Bilder kann man durch Doppelklick vergrößern)
Er ist weitergefahren! Und er hat dann noch am „Tag der Schule“ teilgenommen. An diesem Tag wird die Schule gesäubert und es gibt sportliche Wettkämpfe und Spiele.
Er hat am Hochsprung-Wettkampf teilgenommen. Da haben dann massive Rückenschmerzen angefangen. Aber er hat sich einfach aus seinem Wickeltuch eine Bandage um den Rücken angefertigt und ist Fußballspielen gegangen! Als Torwart. Er ist gestürzt und dann konnte er sich nicht mehr bewegen. Er war vom Hals abwärts gelähmt! Wie furchtbar muss das gewesen sein, für so einen Jungen!
Sie haben ihn sofort ins Krankenhaus des Missionszentrums gebracht. Er war immer noch gelähmt, musste eine Magensonde bekommen, und wurde mit Infusionen usw. stabilisiert für eine Notfall-Evakuierung nach Antananarivo (Hauptstadt – Tana).
Der SADKO hat ihn von Ambohitsara nach Port-Berger gebracht. Danach ging es mit einem extra angemieteten Buschtaxi nach Tana. Er konnte nicht per Helikopter transportiert werden (Heli-Mission hätte das gerne gemacht), weil sie keine Patienten liegend transportieren können.
Er war die meiste Zeit nicht mehr ansprechbar. In gewissen Abständen war er für weniger als 1 Minute wach. Manchmal hat er kaum mehr geatmet…Alle seine Freunde aus der Schule und aus der Gemeinde haben sich unter Tränen von ihm in Ambohitsara verabschiedet. Sie waren davon überzeugt, dass sie ihn nicht mehr lebend wiedersehen würden.
Die Fahrt verlief auch nicht glatt, neben dem Geholpere auf der Piste hatten sie zusätzlich noch eine Autopanne unterwegs, in Ambondromamy, auf der Nationalstraße.
Angekommen im Krankenhaus in Tana waren die Ärzte dort sehr erstaunt, als sie erfahren haben, dass Jean de Dieu mit einem medizinischen Notfall-Team aus der Wildnis bis zu ihnen evakuiert und von einer Ärztin (Dr. Roseline) begleitet wurde. So etwas hatten sie noch nie gesehen. Leute aus dem Dorf haben normalerweise nicht solche Ressourcen und sterben sehr schnell.
Deswegen haben die Ärzte in Tana auch ohne Zeitverlust Maßnahmen ergriffen: In der gleichen Nacht, sofort nach ihrer Ankunft wurde er zum MRT geschickt. Normalerweise lassen sich die Ärzte bis zu 78 Stunden Zeit, bis sie wirklich etwas unternehmen. Vermutlich weil sie erst die Bezahlung klären wollen.
Die Ärzte in Tana haben ihm auch eine sehr schlechte Prognose ausgestellt.
Und dann fing man an, die Wunder zu sehen, die Gott schon die ganze Zeit tat, um Jean de Dieu zu retten. Das sind die Auswirkungen Eurer Gebete und der Gebete der Christen in Madagaskar.
Nach ein paar Stunden, nach dem Beginn der Behandlung, erwachte Jean de Dieu aus seiner Bewusstlosigkeit und wollte etwas zu essen haben! Ein Wunder, da viele dachten, dass der Junge nach ein paar Tagen stirbt….Auch Anatole, unser Missionsdirektor, hat das nicht ausgeschlossen und hat darauf bestanden, dass der Vater von Jean de Dieu unbedingt nach Tana kommen soll.
Sein Vater wollte nämlich ursprünglich nicht, da er dachte, dass das Missionszentrum darauf bestehen würde, dass er die Behandlungs- und Evakuierungskosten bezahlen sollte… Für ihn war das ein Betrag in schwindelerregender Höhe, den er niemals hätte aufbringen können. Aber das Missionszentrum hat alle Kosten übernommen, damit keine Zeit verschwendet wird, was u.a. Jean de Dieu das Leben gerettet hat. Nachdem wir ihm zugesichert hatten, dass er nur seine eigenen Fahrtkosten tragen muss, kam er auch. Aber er und die Leute in seinem Dorf haben eigentlich nur darauf gewartet, dass Jean de Dieu’s Leiche zum Dorf zurückgebracht wird.
Das nächste Wunder: Unser medizinisches Personal dachte unterwegs, dass sie durch diese Aktion im Gefängnis landen würden, da sie sehr viele Normen der Behandlung und des Notfall-Transportes nicht einhalten konnten. Es war einfach unmöglich. Der Transport hätte mit dem Helikopter erfolgen müssen, aber das ging ja nicht. Die Bandage um seinen Hals war falsch angelegt worden, sagten die Ärzte in Tana. Aber genau das hat das Leben von Jean de Dieu unterwegs bei diesen vielen Erschütterungen gerettet, weil auf diese Weise seine Halswirbelsäule noch besser geschützt war.
Nach und nach ging es ihm immer besser. Die Lähmungen sind verschwunden, er fing an zu sitzen, zu laufen…. Ein Freund von uns, ein sehr erfahrener Neurologe, hat gesagt, dass er vom medizinischen Standpunkt her mindestens teilweise gelähmt hätte bleiben müssen! Ist er aber nicht! Gott hat Großes getan!
Inzwischen ist Jean de Dieu wieder in Ambohitsara, geht in die 13. Klasse mit Fachschwerpunkt Mathematik und wird sein Abitur dieses Jahr machen.
Was Gott wohl Großes mit ihm vorhat? Er muss einen gewaltigen, erstaunlichen Plan haben, da der Feind ihn so unbedingt töten wollte!
Aber auch an der Familie von Jean de Dieu hat Gott Großes getan.
Seine Schwester ging auch zur Schule im Missionszentrum und wurde wegen ständigem Fehlverhalten mit schwerem Herzen von Anatole der Schule verwiesen. Sie wurde dann in Port-Berger von Esther, der Schwester von Anatole aufgenommen und lebte bei ihr, dort wo auch Benjamins Mutter wohnt… Esther ist eine ehemalige Projektleiterin vom Missionszentrum und macht bis jetzt – unentgeltlich – die Einkäufe für die Schulkantine in Port-Berger. Das hat das Mädchen buchstäblich gerettet: schulisch, moralisch, geistlich…. Esther liebt Jesus und gibt diese Liebe praktisch weiter.
Das Mädchen hat ihre Abiturprüfung in Port-Berger geschafft und arbeitet jetzt als Lehrerin unweit ihres Heimatortes. Ihr Vater ist sehr stolz auf sie. Auch Jean de Dieu hat bestätigt, dass der „Rausschmiss“ für seine Schwester zum Segen wurde. Sie kann jetzt ihr eigenes Leben finanzieren und noch der Familie helfen. In Madagaskar auf dem Land ist das eher die Ausnahme. Meist werden Mädchen früh verheiratet (manchmal mit 13, 14 Jahren), bekommen Kinder und sind völlig auf ihren Ehemann angewiesen. Der sie nicht selten mitsamt den Kindern sitzen lässt und sich irgendwann eine andere Frau nimmt. Und dann steht die Frau da, mit Kindern, ohne Ausbildung, ohne die Möglichkeit, ihren Lebensunterhalt und den ihrer Kinder zu verdienen. Deswegen ist unser Schule im Missionszentrum ein purer Segen für sehr viele Menschen in Umgebung.
Jean de Dieus Vater war früher ein Schamane. Er hat mit bösen Geistern gearbeitet, ihnen gedient, und sie auch benutzt. Die Leute kamen zu ihm, wenn sie krank waren, er befragte die Geister und diese haben einen Rat gegeben. Und er bekam dann Geld von den Leuten. Sehr hilfreich war dieser Rat nicht immer, aber mit Sicherheit wurden die Leute dadurch an finstere Mächte gebunden.
Er wurde einmal selber sehr krank. Seine Geister konnten ihm nicht helfen. Seine Kinder wurden auch krank. Einige von ihnen starben an der Krankheit. Irgendwann hat er sich entschieden, nach Majunga (eine Stadt an der Westküste) ins Krankenhaus zu gehen und sich dort behandeln zu lassen. Mit seinen Geistern wollte er ab da nichts mehr zu tun haben. Aber Jesus Christus kannte er damals noch nicht.
Nachdem er erfolgreich behandelt worden war, ist er zu einer Kirche gegangen und hat auf eine ziemlich aufsehenerregende Art und Weise Kontakt mit dem Pastor aufgenommen. Normalerweise, auf dem Dorf, fragt man den Gast immer: „kabare“ – warum bist du gekommen? Aber niemand tat das in der Kirche. Er war sehr enttäuscht und er hat deswegen einfach den Gottesdienst unterbrochen und gefragt. „na, seid ihr nicht froh mich zu sehen“?
So hat er Jesus kennengelernt. Heute liebt auch er Jesus auf radikale Art und Weise. Er ist ein kompromissloser, brennender Nachfolger Jesus. Er hat sich für den Dienst der „Mpiandry“ (Dienstgruppe, die betet, Dämonen austreibt, evangelisiert, für Heilung betet, predigt….) ausbilden lassen.
Er und seine ganze Familie dient jetzt Jesus. Er ist total begeistert darüber, wie Gott seinen Sohn gerettet hat, wie er seiner Tochter geholfen hat….Und er erzählt allen im Dorf alles, in Details…
Warum erzähle ich das? Diese Geschichten zeigen: So ist Jesus. Und – er ist mit denen, die glauben. Er geht nie an Glauben vorbei.
Über das Verständnis von „Glauben“ gibt es oft ziemlich viele Missverständnisse. Glaube ist nicht: „es wird schon klappen…ich denke es wird vielleicht funktionieren…ich hoffe, es wird alles gut…“. Nein. Laut der Bibel in Hebräer 11,1 hat Glaube zwei Komponenten. Eine aktive und eine passive. Das habe ich vor Kurzem an der Bibelschule gelernt.
1. Passiver Teil: Glaube ist eine Überzeugung von Tatsachen, welche Gott mir gesagt hat, die man aber nicht sieht.
Und die Bibel sagt auch: „wenn du von ganzem Herzen glaubst und mit dem Mund bekennst, dann wirst du gerettet werden.“ Und das bezieht sich nicht nur auf die Bekehrung eines Menschen…. Also bete ich, spreche ich es aus, erzähle ich anderen darüber….
2. Aktiver Teil: Glaube ist eine Verwirklichung dessen, was man erhofft. Also eine Verwirklichung des oben genannten. Das kann z.B. Gehorsam sein. Dass ich einfach das tue, was Gott mir gesagt hat. Auch wenn ich es nicht wirklich verstehe….
So haben wir das z.B. auch gemacht, bei der Gründung des Missionszentrums. Gott hat uns eine Vision gegeben. Wir haben die nächsten 10 Jahre nur dafür gebetet, haben es immer wieder ausgesprochen d.h. wir haben anderen Leuten davon erzählt. Dann haben wir konkrete Schritte getan, als die Zeit dafür reif war. Gott hat uns gesagt, wir sollen uns selbständig machen, damit wir die Ressourcen und die Zeit (als Selbständiger ist man sein eigener Chef) für das Missionszentrum haben. Lange Zeit habe ich das nicht verstanden, warum das nötig war, denn als Selbständiger hast du kaum mehr Sicherheiten. Oft hatten wir nur 2-Monats-Verträge….Aber wir haben trotzdem gemacht, was Gott uns gesagt hat.
Und dann hat Gott ein ganzes Team dafür zusammengerufen. Er hat somit Wunder getan. Er tut noch immer Wunder auf dem Plateau Bongolava: Schaut was er an Jean de Dieu und seiner Familie getan hat – als Frucht Eurer Gebete.
Und heute, nach 13 Jahren durch unseren gemeinsamen Glauben und mit Eurer tatkräftigen Hilfe haben wir diesen Stand im Missionszentrum erreicht.
Leute, Ihr seid toll. Danke Danke Danke für alle eure Gebete, eure Hilfe, eure Gaben, euren Glauben…..
Die Kinder von Ambohitsara und Umgebung sagen:
„Misaotra betsaka“ – vielen Dank.