Nachhaltigkeit ist sehr wichtig

 Jugendarbeit (s. letzter Beitrag) ist sehr wichtig für uns, da es  Abwechslung und Perspektive in den Alltag der Jugendlichen bringt. Und das zweite „Standbein“ davon ist natürlich auch, dass man den Jugendlichen eine Zukunftsperspektive anbietet.

Bei den Freizeitgestaltungs-Angeboten von Hope  können sie sich auf sinnvolle Weise mit ihrer Altersgruppe beschäftigen, anstatt irgendwelchen „Blödsinn“ zu machen.

Eine Zukunftsperspektive zusätzlich zu sinnvoll verbrachter Freizeit  hält die Jugendlichen  davon ab, in die Großstädte abzuwandern. Unqualifiziert,  wie sie sind, enden sie dann in den Slums –  schlimmstenfalls als Müllsammler. Gerade in der Hauptstadt Tana gibt es so viel Elend, Schmutz, Müll, Smog, verfallene Gebäude und Straßen, Kriminalität…..

Müllsammler-Kinder in Tana

Müllsammler-Kinder in Tana

Ich habe dort kleine Kinder, unter 5 Jahren, gesehen, die im smogverseuchten Haupt-Verkehrstunnel betteln. Sie saßen da ganz alleine. Eigentlich sollten sie im Kindergarten sein. Aber diese Kinder werden – falls sie nicht an einer Atemwegserkrankung sterben – wahrscheinlich niemals eine Schule von innen sehen… Oft sind das die Kinder von Dorfleuten, die in die Hauptstadt ausgewandert sind, um dort „ihr Glück“ zu suchen. Das Ende war dann Elend für sie selber, Alkoholismus, keine Zukunft für ihre Kinder.

Deshalb ist es so wichtig, möglichst viele Jugendliche in den Dörfern zu halten. Da gibt es verschiedene Möglichkeiten. In Madagaskar gibt es i.d.R. kein duales Ausbildungssystem wie in Deutschland. Deshalb versuchen wir von Hope, Jugendlichen gewisse Fertigkeiten zu vermitteln, mit denen sie später ihren Lebensunterhalt verdienen können. Leider ist  das bis jetzt (Ausnahme ist die Schule) nur ansatzweise möglich.

Im Bauhof und in der Landwirtschaft haben einige Schüler schon in den Ferien gejobbt und dadurch verschiedene Fertigkeiten erlernt (s. Artikel vom 30.03.16 – neue Unabhängigkeit für die Schüler). Wenn jemand z.B.  Fenster und Türen aus Holz herstellen kann, dann kann er schon seinen Lebensunterhalt damit verdienen. Wenn diese auch noch qualitätsmäßig gut sind – es gibt keine handgroßen Lücken, durch die man reinsehen kann – dann ist derjenige schon ziemlich begehrt. „Learning by doing“ ist hier die Devise.

Wir hoffen, dass wir diese Art von Förderung in der Zukunft noch viel, viel weiter ausbauen können….

junge Lehrer (u.a. Abiturienten)

junge Lehrer (u.a. Abiturienten)

Einer unserer Schüler hat 2010 den Realschul-Abschluss bei uns gemacht. Er musste dann leider nach Port-Berger wechseln, weil die Schule zu der Zeit (aus Mangel an Finanzen) mit der 10. Klasse endete. 2015 hat er sein Abitur in Port-Berger gemacht und ist seit diesem Schuljahr bei uns als Grundschul-Lehrer beschäftigt. Der madagassische Staat  erlaubt, dass auch Abiturienten ohne Studium als Lehrer in der Grundschule und der Unterstufe Gymnasium arbeiten dürfen. So ist der Ex-Schüler  jetzt wieder in seiner Heimat und muss nicht in irgendeine Großstadt abwandern. Er hat zwar kein Lehrer-Studium, aber er wird bei uns regelmäßig geschult und gecoacht. Schon nach 1 Jahr Lehrtätigkeit an der Hope-Schule wird er auch an den Schulen in der Umgebung sehr begehrt sein….So „schließt sich der Kreis“ wieder.

Unsere Schüler haben den einmaligen Vorteil, dass sie sich in ihrer gewohnten Umgebung, geborgen bei ihrer Familie, bildungsmäßig und persönlich weiter entwickeln dürfen. Nicht wie die Schüler früher, die  wegen der fehlenden weiterführenden Schule im Bongolava-Gebirge nach Port-Berger ziehen und alleine dort leben mussten. Oder eben, wie die meisten, gar nicht mehr zur Schule gingen. Sie haben sichtlich auch sehr viel Spass an der Sache – nie wird man da Sätze hören „ach die Schule ist blöd…“ oder „schon wieder in die Schule gehen…“. Schule ist dort ein Privileg.  Neulich habe ich meinen alten Grundschullehrer getroffen. Er ist schon sehr alt. Er hat gemeint, heutzutage würde er es keinem mehr empfehlen, Lehrer zu werden. Dort sind Lehrer geachtet. Bildung ist die einzige Chance für diese Kinder, ihre Zukunft selber zu gestalten. Zu leben, und nicht „gelebt zu werden“….

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