„Frauen-Power“ in Ambohitsara

Darf ich vorstellen: das neue „Rückgrat“ des Ackerbau-Teams. Ja, ganz genau, das sind Frauen. Und das sind alles ganz besondere Frauen. Früher gehörten sie quasi zu der Unterschicht des Dorfes Ambohitsara. Diese Gruppe auf dem Bild hier sind i.d.R. Witwen oder Frauen, deren Ehemänner sie verlassen haben.

Dass die Ehemänner die Familie (meist mit vielen Kindern) im Stich lassen und eine neue Familie gründen,  ist in Madagaskar leider sehr häufig der Fall. Sogar in den Städten. Oft (ca. 90 Prozent der Ehen auf dem Land) sind die Eheleute nur „traditionell“ verheiratet. D.h. es gibt eine Hochzeitsfeier auf dem Dorf, jeder weiß, dass diese beiden verheiratet sind, aber eine standesamtliche Hochzeit gibt es nicht. Diese wird – eventuell, wenn überhaupt – später nachgeholt. Warum? Weil das mit erheblichem Aufwand verbunden ist. Man muss erst mal die Tagesreise nach Port-Berger auf sich nehmen. Per Ochsenkarre, oder eben zu Fuß. Und die Urkunde kostet auch etwas – für die Leute dort nicht gerade wenig. Da aber bisher die wenigsten lesen und schreiben konnten, hatte die Beschaffung der Heiratsurkunde für sie keine Priorität. Der Beamte hätte Ihnen außerdem auch irgend etwas bescheinigen können, und sie hätten es vielleicht erst später, wenn es Ihnen jemand vorgelesen hätte, gemerkt. Noch ein anderer Aspekt: Die meisten wissen gar nicht, dass man auch anders als traditionell heiraten kann. Und: Um eine Heiratsurkunde zu bekommen, braucht man eine Geburtsurkunde. Diese wiederum haben die meisten auch nicht, weil sie „einfach so“ im Dorf geboren wurden…

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Oft müssen Frauen viele Kinder alleine „durchbringen“

Da die Heirat also nicht „offiziell“ ist, haben die Frauen, wenn sie verlassen werden,  auch keinerlei Anspruch auf Unterhaltszahlungen – weder für sich, noch für ihre Kinder. Sie stehen ganz alleine da. Oft müssen sie dann 5 -6   Kinder alleine durchbringen – ohne Ausbildung, Landbesitz oder irgend eine andere Möglichkeit um zu Geld zu kommen.

Solche Frauen – Alleinerziehende und  Witwen – gibt es auch in Ambohitsara. Sie mussten sich früher durch Betteln oder sogar Prostitution über Wasser halten. Sie haben das wirklich aus Not gemacht – ansonsten wären sie und ihre Kinder verhungert. Jetzt bauen sie für das Missionszentrum u.a. Gemüse an. Sie sind  von niemandem mehr abhängig und können sich und ihre Kinder gut über die Runden bringen.

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2 Männer aus dem Ackerbau-Team (chronisch unterbesetzt)

Ja, sogar in der dörflichen Hierarchie sind sie gestiegen. Andere Leute wenden sich um Hilfe und Rat an sie, wenn sie in finanzielle Not geraten sind. Und Hope-Projekte-Madagaskar hat so endlich die dringend benötigten Mitarbeiter für den Ackerbau. Die Teilprojekte Bau und Ackerbau litten bisher an einem chronischen Mitarbeitermangel.

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Die Witwe des Ältesten (1. von re.)

Hier zwei Beispiele. Der eine Älteste des Dorfes ist unter tragischen Umständen gestorben. Ich habe in einem Beitrag am 17.02. (Regenzeit ist Sorgenzeit) schon darüber berichtet. Er hat aber eine Frau hinterlassen. Diese Witwe mag ich sehr, weil sie wirklich eine warmherzige Person ist. Wir haben sie immer besucht, wenn wir vor Ort waren – der sog. „Antritts- und Abschiedsbesuch“, mit dem man sich unter den „Schutz“ der Ältesten des Dorfes begibt. Sie hat uns bei so einem Besuch mal nach Hause begleitet und mich gefragt, wie weit denn Deutschland weg wäre, von Ambohitsara. Ich sagte ihr, das wären schon so 10.000 km. Dann hat sie gesagt, das ist ja unvorstellbar. Als ob es auf dem Mond wäre…. Diese liebenswerte Frau ist nach dem Tod ihres Mannes wirklich in ein „Loch“ gefallen. Keine finanzielle Absicherung mehr. Anscheinend hat das soziale Netz, das in solchen Fällen greift (Versorgung durch Kinder, Enkel oder andere Verwandte), versagt. Sie war auf Betteln angewiesen. In ihrem sozialen Status ist von ganz oben (First-Lady des Dorfes), bis in den Keller (Bettlerin) abgestürzt. Die Dorfbewohner wollten sie sogar schon irgendwie aus dem Dorf heraus haben. Jetzt arbeitet sie auch für Hope-Projekte. Es ist zwar für sie nicht einfach, in ihrem Alter noch auf dem Feld zu arbeiten. Aber sie ist sehr stolz darauf, dass sie sich selber versorgen kann und nicht mehr auf Almosen angewiesen ist. Eine gelungene Hilfe zur Selbsthilfe.

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So sehen wirklich arme Frauen aus

Zweites Beispiel: Kris aus Ambohitsara. Sie war auch eine Bettlerin im Dorf. Anatole, unser Projektleiter hat ihr schon seit 2 Jahren zugeredet, doch für Hope zu arbeiten. Aber ihre Verwandtschaft hat sie immer „beschwatzt“ und es ihr quasi nicht erlaubt, für Hope zu arbeiten.  Warum, das erzähle ich im nächsten Beitrag. Endlich, als er jemand anderen einstellen wollte, hat sie es dann doch gemacht. Auch sie muss seitdem nicht mehr betteln und ist sehr stolz darauf,

Fortsetzung folgt….

 

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