Zitronengras wächst in Madagaskar in riesigen Büscheln. Die Einheimischen kochen Tee daraus, der sehr lecker schmeckt. Angeblich soll man ihn nur Abends trinken, da er müde macht.
Rinder (Zebus) sind dort sehr wertvoll. Man schlachtet sie bei großen Feierlichkeiten: Hochzeiten, Beerdigungen, Einweihungsfesten. Zum Beispiel bei der Grundsteinlegung unseres Wasserprojektes wurde 1 Rind geschlachtet – aber natürlich nicht unsere teuren Zugochsen, sondern eins vom Markt. Oder als wir zu Besuch nach Madagaskar zu Benjamins Eltern ins Dorf kamen, mussten sogar mehrere Rinder „dran glauben“: Benjamin kam damals nach 10jähriger Abwesenheit wieder das erste Mal – mit eigener Familie – nach Hause. Er war lange wegen Studium und Beruf im Nordafrika und Europa gewesen. Da kam dann die ganze Sippe und das ganze Dorf zum Feiern…..
Aus den langen Hörnern der Zebus werden auch Alltagsgegenstände gemacht: Salatbesteck, Salzstreuer, Schmuck….
Sie dienen auch als eine Art Sparbuch. Man verkauft sie, wenn jemand krank wird oder operiert werden muss. Für die Leute dort ist krank werden wie ein Fluch. Auf dem Land ist eigentlich niemand krankenversichert. Die staatlichen Krankenhäuser behandeln sie nicht, wenn sie nicht sofort Geld bringen. Unter Umständen müssen sie auch noch die Ärzte und das Pflegepersonal bestechen, ehe etwas gemacht wird. Sie müssen also „schnell schnell“ ihre Rinder verkaufen, um an Bargeld zu kommen. Die „Käufer“ nutzen ihre Not dann leider aus. Sie wissen ja, aus welchem Grund sie jetzt verkaufen müssen und nicht auf den – wöchentlich oder alle 14 Tage stattfindenden – Rindermarkt warten wollen. Deswegen bekommen sie dann z.B. nur ca. 1 Drittel des regulären Kaufpreises und müssen 3 Rinder statt einem verkaufen.
Wir bei Hope lassen den Kranken Zeit, wenn sie in die Krankenstation kommen. Wir verschenken zwar nichts, damit die Leute nicht in eine Bettel-Mentalität reinrutschen. Und unsere Krankenstation muss eine gewisse Rentabilität vorweisen – das Geld, das wir für Medikamente ausgeben, sollte auch wieder reinkommen….Aber wir behandeln sie sofort – später reden wir dann über die Bezahlung. Wenn sie kein Geld haben, können sie auch mit Reis, Hühnern oder anderen Naturalien bezahlen. Oder ihre Angehörigen arbeiten stattdessen ein paar Stunden auf unseren Feldern. Denn dort werden wieder Lebensmittel angebaut, die der Schulkantine – also ihren eigenen Kindern- zugute kommen….
Fleisch wird in Madagaskar meist „lebend“ gekauft und auch zu Hause aufbewahrt. Hühner z.B. werden erst kurz vor der Mahlzeit geschlachtet und vorbereitet. Ich wollte eigentlich schon immer mal lernen, wie man ein Huhn rupft, aber ich hab mich immer davon ferngehalten, weil die oft ganz fiese Hühnerflöhe haben, die auch Menschen – und anscheinend ganz besonders gern Ausländer – beißen….
Es gibt auch noch eine ganz andere Vorliebe für Fleisch bei den Mitarbeitern unseres Landwirtschafts- und Bau-Teams. In Ambohitsara herrscht meist ein Mangel an Fleisch – das gibt es nur ganz selten. Es werden überwiegend Gemüse, Erdnüsse und Hülsenfrüchte gegessen. In der Regenzeit nehmen diese besagten Mitarbeiter immer einen großen Sack mit, wenn sie irgendwohin (zu den Feldern oder nach Port-Berger) gehen oder fahren. Warum? In der Regenzeit gibt es viele Schlangen – aber zum Glück nur ungiftige. Die werden dann kurzerhand gefangen, in den Sack gesteckt und im Basiscamp gekocht. Sie sollen angeblich sehr lecker schmecken (sagte einer unserer Kurzzeit-Missionare aus Deutschland), aber fast nur aus Knochen oder Knorpel bestehen…..