….Am Busbahnhof angekommen muss man warten bis das Gepäck von allen Passagieren auf dem Dach verladen ist. Händler wollen einem ständig etwas andrehen, ganz besonders wenn man ein Weißer ist: Reiseproviant, Kekse, Obst, Taschenlampen…. Aber leider immer zu „Ausländer-Preisen“, die manchmal bis 10 mal so hoch sind, wie das, was sie von Madagassen verlangen würden….
Gegen 16 Uhr geht es mehr oder weniger pünktlich los. Berechnete Ankunft-Zeit ist früh am Morgen, gegen 5 Uhr. Schlafen kann man eher nicht, weil es sehr eng ist, die ganze Zeit (wenn man in einem Sprinter fahrt) ein lautes Musik-Video läuft, der Fahrer alle Fenster aufreißt (damit er nicht einschläft), oft eine Pause eingelegt wird…Manchmal kommt man auch an einen Kontrollpunkt, wo einem die Polizisten dann mit der Taschenlampe durchs Fenster ins Gesicht leuchten. Oft wollen sie eigentlich nur Bestechungs-Geld vom Busch-Taxi-Fahrer – dafür „erfinden“ sie schon mal was: zu viel Gepäck aufgeladen, zu viele Leute im Taxi…
Am besten zieht man sich für so eine Nachtfahrt im „Schichten-Look“ an. Also wenn es geht Shorts u. T-Shirt unter die lange Hose und den warmen Pullover. Im Hochland (besonders Nachts) kann es empfindlich kalt sein, und wenn man das dann verlässt und in die Ebene kommt, dann wird es ganz plötzlich sehr heiß….
Später am Abend gibt es dann meist einen Halt in einem „Hotely-Gasy“, wo man unter mehreren verschiedenen Gerichten auswählen kann: Schwein, Rind, Huhn, Fisch, Suppe… Alles wird immer mit einem Teller Reis serviert. Es schmeckt wirklich gut, aber man sollte sich die Küche vorher nicht genauer ansehen….Ich bin aber noch nie krank davon geworden, weil das Essen immer sehr heiß und gut durchgekocht ist.
Wenn man dann morgens um 5 aus dem Busch-Taxi kriecht, freut man sich sehr, wenn man am Taxi-Stand in Port-Berger abgeholt wird. Entweder kommt man in unserem Gästehaus in Port-Berger unter (da gibt es sogar eine Mikrowelle und richtig tolle Möbel, weil Dr. Roseline meist in Ambohitsara arbeitet und die meisten ihrer Sachen nicht mitgenommen hat).
Oder man schläft bei der Familie meiner Schwiegermutter, (wenn es nur wenige Teilnehmer sind) gleich gegenüber. Die Gruppe steht dann, kulturell gesehen, unter dem „Schutz“ dieser Familie und die Leute achten sie dann genauso wie diese Familie.
Nach einem Ruhetag geht die Reise nach Ambohitsara weiter. Alles Gepäck wird wieder verladen – diesmal aber auf Ochsenkarren.
Die Wege sind nur Staubpisten, sehr holperig und man kriegt ständig diese rote Erde überall hin: Ins Gesicht, Hände, Beine….
Entsprechend sieht man dann auch aus, wenn man ankommt. Nach einer uns schon sehr bekannten Holzbrücke (nach Überquerung des Flusses endet die „Zivilisation“) fahren wir dann durchs „Niemandsland“. Hier ist die Gegend sehr dünn besiedelt.
Manchmal fährt man auch über Nacht. Das finde ich persönlich viel angenehmer, weil man nicht durch die Mittagshitze muss. Da es keine künstliche Beleuchtung gibt, ist der Ausblick vom Ochsenkarren aus auf den Sternenhimmel unbezahlbar. Man kann sogar alle Einzelheiten der Milchstraße sehen…
Fortsetzung folgt…..
Hi Doris,
was bedeutet das „kulturell unter dem Schutz einer Familie zu stehen“? die Leute sind doch zivilisiert? oder?…
VG, Haway
Ja, natürlich sind sie zivilisiert. Aber wenn Du bei dieser besagten Familie in Port-Berger wohnen würdest (und vor allem weil Du weiß bist) würden das alle Leute wissen. Wenn Du also dann mal zum Markt gehst und Dir würde dort irgend etwas passieren (z.B. Du würdest beklaut werden oder so) dann würden die Leute, die das gesehen haben, sofort zu meiner Schwiegermutter gehen und Bescheid sagen. Und die würde dann jemand schicken, um Dir zu helfen. Außerdem haben die Leute in Port-Berger einfach auch Respekt vor dieser Familie (mein Schwiegervater war Gendarm) und das hält sie auch schon bis zu einem gewissen Grad ab, Dich z.B. zu beklauen.