Corona Covid 19 in Madagaskar – Update 1

Update vom Osterwochenende

In Tana und mehreren größeren Städten Madagaskars herrschen Ausgangssperren. Bis jetzt wurde Madagaskar als Land nicht nennenswert betroffen: Es gibt zwar einige Infizierte, aber keine Toten bis jetzt – Gott sei Dank dafür. Vor allem in Tana, der Hauptstadt,  lebt und arbeitet man dicht gedrängt. Doch alle Läden und Stände, außer für Lebensmittel, sind jetzt geschlossen. Viele verdienen aber ihren Lebensunterhalt mit kleinen Verkaufs-Buden am Straßenrand, als „fliegende Händler“ oder als Tagelöhner. Sie haben keinerlei Rücklagen. Schon in „guten Zeiten“ ist eine Erkrankung eine Katastrophe, die sie fast ruiniert. Krankenversicherung? Fehlanzeige! Die Menschen dort haben buchstäblich Sorge, zu verhungern.

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Unser großes Problem war, dass sich Dr. Roseline mit ihrem Team bis vor ca. 1 Woche in Tana aufgehalten hat. Sie waren dort, um den SADKO planmäßig warten und reparieren zu lassen. Es gab – aufgrund der Abnutzung wegen der schlechten Pisten – ziemlich viele Reparaturen. Deswegen hat es einige Zeit gedauert und dann kam Corona!

Plötzlich durfte man nur noch mit Passierschein  die Stadt verlassen. Buschtaxen durften nicht mehr verkehren. Es kam quasi „keiner raus und keiner rein.“ Unser Team musste aber zurück nach Ambohitsara, um die dringend nötigen Medikamente und Schutzausrüstungen dorthin zu bringen. Außerdem ist der SADKO der einzige „Krankenwagen“ in der ganzen Gegend, der auch in der Regenzeit bis nach Port-Berger durchkommt.

Um diesen Passierschein zu bekommen sind wir zum Transportministerium gegangen, zum Gesundheitsministerium, und verschiedenen anderen Stellen. Überall Fehlanzeige. Sie wollten uns nicht glauben, dass wir das aus Liebe zu der Bevölkerung vom Bongolava-Gebirge machen. Sie dachten, dass wir irgendwelche Geschäfte machen wollten (??), um die Situation auszunutzen. Dann wollten  wir es, auf einen Ratschlag hin, beim General für Katastrophenschutz versuchen – aber der war so gut wie nicht erreichbar. Das Problem in Madagaskar ist: Niemand kennt so genau seine Rechte. Wenn man zu einem Amt geht, erzählt der Beamte einem irgendetwas – was noch nicht unbedingt stimmen muss.

Endlich hat ein befreundeter General der Armee uns gesagt: „Ja, ich überprüfe auch solche Transporte. Es reicht aus, wenn man eine Dienstanweisung vom Direktor der Organisation hat, dass man Medikamente transportiert. Und dass man einen Ausweis für medizinisches Personal hat (in dem Fall Dr. Roselines Arzt-Ausweis). Ein Passierschein ist in solchen Fällen nicht notwendig. Man muss sich nur an die Ausgangssperren (von 20 Uhr bis 5 Uhr) halten“.

Unser Projektdirektor Anatole hat diese Dienstanweisung geschrieben und Ruffin, der Fahrer hat sie direkt zu den Fahrzeugpapieren gesteckt. Dann ging es los: Und – oh Wunder – bei allen Kontrollen wurden wir so flott durch gewunken, dass unser Fahrer am Ende gefragt hat: „na, war das Schreiben vom Präsidenten selber oder was?“ Sogar Dr. Roseline hätte es nie für möglich gehalten, dass sie so zügig durchkommen. Vielen Dank für alle Gebete – ohne Euch hätten wir das nie geschafft. Wir waren alle schon ziemlich verzweifelt – sogar Dr. Roseline dachte nicht, dass sie es überhaupt schaffen würden, aus Tana herauszukommen. Die Straßen waren ziemlich leer unterwegs und es war ein Riesen Wunder – Gott hat uns auf eine tolle und wunderbare Art und Weise geholfen.

In Ambohitsara angekommen, wurden alle nötigen Vorbereitungen getroffen.

Die Schule findet, außer für die Schüler, die eine Nationalprüfung schreiben müssen (Abi, Mittlere Reife, Grundschul-Abschluss) nicht statt. Für diese wenigen Schüler und Lehrer gelten die Abstandsregeln, im Klassenzimmer sowie in der Schulkantine – die ist nur in sehr eingeschränktem Maße in Betrieb.

Im Krankenhaus trägt das Personal Mundschutz. Die Anmeldung findet oft draußen statt. Vor dem Eintritt müssen alle Patienten mit einer  selbstgebauten Hände-Wasch-Anlage die Hände waschen.

 

Ein Gebäude wurde als Isolierstation umfunktioniert. Mittlerweile ist auch dort fließendes Wasser und ein Waschbecken installiert worden.

Gott sei Dank ist Ambohitsara sehr isoliert – bis jetzt kein Corona Fall. Es ist sehr schwierig dort, über Abstandsregeln zu reden, geschweige denn, die Leute dazu zu bringen, sie einzuhalten. In Port-Berger klappt das schon ganz gut – jeder bleibt in seinem Hof. Gut, da sind immer noch viele Leute, aber die bleiben da, außer zum Einkaufen. In Ambohitsara und Umgebung ist das eher weniger einfach. Letzte Woche ist der Älteste des Dorfe gestorben – nicht an Corona, sondern an Altersschwäche. Man sagte, er wäre 1890 geboren. Das bezweifle ich jetzt schon etwas, aber er war auf jeden Fall über 100 Jahre alt. Ich kannte ihn gut, da wir jedesmal, wenn wir vor Ort sind, zu ihm gehen, um uns „an- bzw. abzumelden“.

Ja – es gibt in Ausnahmefällen schon auch sehr alte Menschen in Madagaskar auf dem Land. Da waren einige aus Benjamins Familie, die sehr sehr alt geworden sind. Die sind nie großartig mit der Zivilisation in Berührung gekommen. Eine Oma der Sippe hat sich geweigert, Auto zu fahren – sie ging nur zu Fuß. Geschweige denn Fernsehen o.ä. Sie wurde auch über 100 Jahre alt.

Als dieser Dorfälteste gestorben ist, gab es – trotz Corona –  eine riesen Beerdigung, ein großes Essen und eine feierliche Prozession mit dem Leichnam nach Andranomena ins Familiengrab, ca. 5 km entfernt von Ambohitsara. Von wegen Abstandsregel! Hätte keiner verstanden….Aber unser Evangelist durfte auch etwas sagen – das ist nicht selbstverständlich, da der Verstorbene kein Christ war, sondern eifriger Anhänger des Ahnenkults.

 

Wir danken allen Spendern und Betern für ihre großzügige Hilfe. Wir hatten die Extrakosten für Medikamente und Schutzkleidung auf 5000 Euro angesetzt. Das haben wir bekommen und sogar noch viel mehr….Gott segne Euch für Eure Großzügigkeit und gebe es Euch tausendfach zurück! Mitten in dieser Krise, die uns hier in Europa auch stark betrifft, macht Eure Großzügigkeit den Unterschied: Misaotra betsaka – vielen Dank, sagen die Menschen von Ambohitsara und Umgebung.

 

 

 

 

 

 

 

 

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