Aktion „Geburtsurkunde“ wurde gestartet

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Sehr junge Mama nach der Entbindung in der Krankenstation

Nach wie vor sind die meisten unserer jetzigen Schulkinder „einfach so“ ohne irgendwelche ärztliche Hilfe in ihrem jeweiligen Dorf zur Welt gekommen. Deswegen sind sie auch nicht behördlich  erfasst und haben keine Ausweispapiere. (Wenn sie bei uns, auf der Krankenstation Ambohitsara geboren werden, bekommen sie automatisch eine Geburtsurkunde). Da sie aber  am Ende der 6.Klasse die staatliche Zentral-Prüfung ablegen müssen, um danach in die  weiterführende Schule (College) gehen zu dürfen, brauchen sie dringend eine Geburtsurkunde. Letztes Jahr durften ca. 8 ASAMA-Kinder nicht an der Prüfung teilnehmen und haben so 1 ganzes Jahr oder ihre gesamte Schulbildung (wenn die Eltern sie nicht wiederholen lassen) verloren. Grund: Sie konnten nicht rechtzeitig eine Geburtsurkunde besorgen – der Staat verlangt das aber. Zur Erinnerung: ASAMA ist ein spezielles Förderprogramm für  Schüler, die die Schule abbrechen mussten. Meist wurden die Mädchen von den Eltern zwecks Verheiratung (etwa mit 13 Jahren ) oder die Jungs wegen „Vermietung“ als Rinderhirte (etwa mit 8 Jahren) aus der Schule genommen. Diese Kinder holen den gesamten Schulstoff bis zur 6. Klasse in einem Schuljahr nach und schreiben dann diese Zentral-Prüfung.

Die Eltern scheuen sich vor der Beschaffung dieser Geburtsurkunden, weil sie dafür einen Gerichtstermin in Port-Berger brauchen. Da sie meist Analphabeten sind, haben sie Angst vor Behördengängen, weil diese ihnen alles mögliche erzählen können und auch noch Bestechungsgeld „herauslocken“ wollen.

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Madame Miriam (li.)

Deswegen haben unsere lokalen Mitarbeiter von der Missionsschule Ambohitsara die Aktion „Geburtsurkunde“ gestartet. 300 Schüler und Schülerinnen plus deren Eltern nehmen daran teil. Verantwortlich dafür ist unsere Direktorin des Colleges, Madame Miriam. Jede Woche ab jetzt, haben ca. 30 Kinder und ihre Eltern einen Gerichtstermin. Antragsteller ist die Missionsschule. Es wurden im Vorfeld Recherchen in der Kommune bei den Behörden angestellt. Außerdem müssen noch 2 Zeugen (die Verantwortlichen des ASAMA Programmes) aussagen, dass dies wirklich das Kind dieser Eltern ist. Folgende Papiere müssen mitgebracht werden:

 

  1. Wohnsitz-Bescheinigung des Kindes

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    Verantwortlicher des ASAMA (einer der „Zeugen“) in Port-Berger

  2. Lokale Nachforschung der Kommune bezüglich des Kindes – wahrscheinlich wer die Eltern sind usw.
  3. Medizinische Bescheinigung des Kindes
  4. Fotokopie und Beglaubigung des Personalausweises  des Antragstellers & der 2 Zeugen.
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Schlammiger Weg auf der Piste Port-Berger – Ambohitsara

Für die Eltern ist das eine sehr große Belastung – schon allein der Weg,  jetzt in der Regenzeit, ist sehr mühsam. Man läuft mehr, als dass man auf dem Ochsenkarren sitzt. Mit den Füssen sinkt man immer im Schlamm ein. Außerdem kommen große finanzielle Belastungen auf die Leute zu: Gerichtsgebühren, Erstellung und Beglaubigung der ganzen Papiere kosten über 12.000 Ar. Das ist auf dem Land schon fast ein ganzer Wochenlohn.

Einige Pannen sind trotzdem passiert: Statt der Kinder aus Andranomena kam die Gruppe aus Ambohitsara zum Gerichtstermin. Glücklicherweise hat das Gericht noch einmal darüber hinweggesehen. 2 Kinder der 1.Gruppe müssen noch mal wiederkommen: ihre Papiere waren bei einem Behördenleiter in der Schublade eingesperrt und der Mann war leider an dem Tag in Tana (Hauptstadt). Aber 23 haben jetzt schon ihre Geburtsurkunden bekommen.

CIMG0022 CIMG0016 Erste Gruppe der Schüler und Eltern in Port-Berger und beim Essen im Gästehaus des Missionszentrums

Aber es ist schon wirklich erstaunlich und ein Grund zum Danken, dass sich so viele Eltern – trotz der hohen Kosten und dem Aufwand – dazu bereit erklärt haben. Sie haben wirklich verstanden, wie wichtig Bildung für ihre Kinder ist. In diesem Fall hat schon ein Umdenken in der ganzen Gegend begonnen…

 

 

 

 

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