Geburtstag ist „Angst-Tag“

Nach wie vor ist die Rate der Mütter und Baby’s, die die Geburt nicht überleben, in Madagaskar auf dem Land sehr hoch. Gerade auch in der Regenzeit scheuen sich die Leute, ihr Dorf zu verlassen, sogar wenn es Komplikationen bei einer Geburt gibt.   Es ist nicht gesagt, ob und wann sie im Krankenhaus in Port-Berger ankommen, weil die Pisten sehr schlecht, total schlammig und überschwemmt sind (siehe letzter Artikel). Die Menschen dort feiern nicht einmal den Geburtstag, weil sie einfach Angst davor haben. Für sie ist das kein angenehmer Tag, sondern er ist sehr spannungsgeladen. Am liebsten vergisst man den so schnell wie möglich, auch wenn alles gut gegangen ist.

P1130494 P1130490Entbindung in Ambohitsara (1)
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Krankenstation Ambohitsara – auch hier muss man die Kochtöpfe selber mitbringen….

Außerdem ist es ein riesiger logistischer Aufwand, wenn jemand ins Krankenhaus muss. Für den Kranken muss Essen gekocht werden – die Krankenhäuser in Madagaskar sind ohne Verpflegung –  und Lebensmittel, Kochtöpfe,  Geschirr usw. muss man selber mitbringen. Das Gleiche gilt auch für Wäschewaschen. Verwandte müssen mobilisiert werden, die als „Krankenwächter“ fungieren und bei dem Kranken abwechselnd Tag und Nacht Wache halten. Das Personal in den staatlichen Krankenhäusern macht das i.d.R. nicht. Wenn nachts etwas mit dem Patienten sein sollte, müssen die Angehörigen das Personal holen – und die kommen nur widerwillig, wenn überhaupt…. In Ambohitsara waren die Patienten wirklich sehr erstaunt (im positiven Sinn), als Debora, (unsere Krankenschwester aus der Schweiz) wenn sie Nachtdienst hatte, immer regelmäßig ihre „Runde“ gedreht und nach ihnen geschaut hat. Außerdem kostet so ein Krankenhausaufenthalt sehr viel – und wenn die Leute gar das Wort „Operation“ hören, dann ist das für sie eine Katastrophe. Die Familie versucht dann alles, um es zu vermeiden, dass  die Schwangere ins Krankenhaus geht. Man hört auf irgendwelche Hebammen, geht zum Schamanen… Es gab 2015 sogar einen Fall, (als die Epidemie war) bei dem die Angehörigen mit einer alten Hebamme eine Abtreibung im 9. Monat vorgenommen haben, als die Geburt nicht voranging. Dr. Roseline hatte sie bis nach Port-Berger im Geländewagen gebracht und ihnen dringend geraten, in Antsohihy einen Kaiserschnitt machen zu lassen. Sie hatte sogar schon mit ihrer Kollegin dort gesprochen (eine Chirurgin, die sie gut kennt), und alles arrangiert…..Aber die Leute sind nie da aufgetaucht.

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Einige unserer schwangeren Mitarbeiterinnen
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Unsere Englisch-Lehrerin Vero mit Mann und Baby

Wir hatten im Jahr 2015/2016 sechs Mitarbeiterinnen im Missionszentrum, die schwanger waren. 5 haben glücklich in Ambohitsara oder einer anderen Stadt in einem Krankenhaus entbunden.

Unsere Schulkantinen-Mitarbeiterin, Mdm. T. ist bei der Geburt in Port-Berger gestorben. Auch diesmal hatte Dr. Roseline dringen geraten, in Antsohihy einen Kaiserschnitt machen zu lassen. Da der Verdacht einer Placenta-praevia vorlag (die Plazenta versperrt ganz oder teilweise den Geburtskanal, wenn das Baby kommt, verblutet die Mutter oft). Die Angehörigen von Madame T. haben sich dann doch gegen Antsohihy entschieden – Mdm T. hatte da wahrscheinlich nicht viel mitzureden – in dieser Kultur wird gemacht, was die Älteren sagen… Fortsetzung folgt.

Darin ist auszugsweise der medizinische Bericht von Dr. Roseline, in dem sie uns in Europa bittet, ihr zu helfen.

 

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