Evangelisten auf Rädern
Heute erzähle ich Euch etwas über unsere Gemeinden auf dem Bongolava-Gebirge.
Damals, bevor das Missionszentrum dort ankam, gab es keinen einzigen Christen in Ambohitsara und Umgebung. Die ganze Gegend galt als „verwunschenes Land“. Seltsame Geschichten kursieren dort bis heute. Früher ließen die Tsimihety-Könige ihre Rinder dort frei weiden und niemand wagte es, sie zu stehlen. Sie werden „von den Geistern gehütet“, so hieß es. Und dass die zahlreichen Schamanen dort, den Fluss stehend, auf dem Rücken von herbeigerufenen Krokodilen überquerten, die eine Krone auf dem Kopf trugen.
Anfangs wurde das Missionszentrum stark angefeindet von den Schamanen und Ahnenkult-Anhängern. Den Schamanen wurde von den Geistern befohlen, die Leiter des Missionszentrums umzubringen, da sie „ihren Untergang“ bewirken würden. Was auch geistlich gesehen, der Wahrheit entspricht: die Werke der Finsternis werden von dem Licht Christi zerstört!
Jeder der sich anfangs bekehrte wurde knallhart bestraft. Die „normalen Dorfbewohner“ durch Isolation – sie wurden aus dem sozialen Sicherheitsnetz ausgeschlossen. In Notlagen hatten sie jetzt nur noch ihre Glaubensgeschwister, die ihnen halfen. Das war und ist so, als ob jemand in unseren Breitengraden alle seine Versicherungen kündigt – inklusive Kranken- und Rentenversicherung.
Die Ex-Schamanen oder gar Gemeindeleiter hatten oft noch viel mehr auszustehen. Z.B. wurde das Haus eines Evangelisten in einem anderen Dorf während seiner Abwesenheit vermutlich von „Christenhassern“ angezündet und dabei brannte fast das ganze Dorf ab! Dem Zugochsen eines Ex-Schamanen wurde ein Bein mit einer Machete abgetrennt, so dass man es nur noch schlachten konnte. Trotzdem sind diese Leute fröhlich und glücklich, jetzt zu Jesus zu gehören und frei von der Knechtschaft des Ahnenkults zu sein.
Wie kam es dazu? Unsere Alphabetisierungs-Mitarbeiter gingen jahrelang durch die Dörfer und hielten Lese- und Schreib-Klassen ab. Dieses Programm wurde in Madagaskar selbst entwickelt und man kann wählen zwischen einem säkularen und christlichen Programm. Weil wir das Missionszentrum sind, wählten wir natürlich das letztere, bei dem das „Lesebuch“ die Bibel ist. Jeder Schüler bekommt eine „eigene Bibel“ und durch das Wort Gottes wird ihr Interesse an Jesus geweckt. Anschließend laden uns manche Dörfer zu sich ein, um Evangelisationen durchzuführen. Da gibt es dann viele, die Jesus auch in ihrem Leben haben wollen. So bekehren sie sich, durchlaufen eine Jüngerschaftsschule und lassen sich taufen.
Hier findet ihr die Geschichte von Suzette.
Anfangs sammeln sich die neuen Christen in einer Hausgemeinde, später wächst sie und kann ein eigenes Gebäude bauen. Diese neuen Dorf-Gemeinden werden danach von anderen „Muttergemeinden“, meist in Port-Berger, übernommen. Dieses Vorgehen hat sich nicht bewährt. Diese Muttergemeinden kommen während der Regenzeit jedoch nicht auf das Plateau. Deswegen sind diese Gemeinden auf sich selbst gestellt und einige davon wurden, gelinde gesagt, extrem dezimiert.
Um das zu vermeiden, haben wir ein sog. „Timotheus-Programm“ gestartet. Da werden „normale Christen“, die sich dazu berufen wissen, von unseren Evangelisten zu Gemeindeleitern ausgebildet.
Auch in der Schülermission bekehren sich viele Kinder und Jugendlichen. Alle diese Leute brauchen Betreuung. Unsere Evangelisten sind unermüdlich unterwegs und besuchen sie in ihren Dörfern. Anfangs zu Fuß, dann mit Fahrrädern und seit Neuestem mit Motorrädern. Ja, Ihr habt richtig gehört: „Bikes“. Wir konnten durch großzügige Sonderspenden 2 neue Motorräder für das mobile Team kaufen. Drei zusätzliche Motorräder wurden uns von einer Gemeinde in Süddeutschland zugesagt. Bald gibt es in Ambohitsara und Umgebung „Evangelium auf Rädern“. Die Evangelisten, die immer noch die Motorräder des Labors mitbenutzen, bekommen in naher Zukunft ihr eigenes Equipment. Mit diesen Motorrädern können sie die Dörfer einfach und schnell erreichen. Einer der Evangelisten ist auch immer bei medizinischen Einsätzen des mobilen Krankenhauses mit dabei.
Hier noch eine Geschichte. Früher gab es einen Tierpfleger dort, LeBond. Er hat uns das Leben schwer gemacht und war quasi unser „Hauptfeind“. Irgendwie war er vor der Ankunft des Missionszentrums der einzige „Intellektuelle“ im Dorf, neben dem Dorflehrer Robert. Deswegen empfand er uns irgendwie als Konkurrenz. Er hat heimlich die Wasserleitung sabotiert und noch andere Schäden verursacht.
Irgendwann erlebte er auch Schicksalsschläge. Einmal trafen Roseline und ich ihn auf der Straße und er wollte eine Bibel von uns haben. Wir nahmen das nicht sonderlich ernst, da er oft „Theater“ veranstaltete. Aber einige Jahre später bekehrte er sich tatsächlich. Jetzt haben wir hier einen ganz neuen „LeBond“. Seine Geschichte könnt ihr im dem Blog unten von Dez. 2022 unter der Rubrik „Felicite“ nachlesen.
Bei der Jubiläumsfeier des Missionszentrums ergriff auch er das Wort. Er sagte, dass eines der Dinge, die er in seinem Leben bedauere, wäre, dass er so viel Zeit seines Lebens in der Welt verschwendet hat. Er bereue es sehr, dass er Jesus nicht früher nachgefolgt ist. Aber, das ist ja jetzt anders, sagte er mit einem Lächeln….Ab jetzt würde er keine Zeit mehr verschwenden und für Jesus leben…Vor einigen Wochen hat seine Tochter Felicite ihr Diplom als Krankenschwester erhalten. Sie wird als eine unserer Stipendiaten im Krankenhaus eingesetzt werden. Wer hätte das gedacht? LeBond bestimmt nicht. Er hätte nie gedacht, dass er als stolzer Vater einmal in Antsohihy auftauchen und der Diplomfeier seiner Tochter beiwohnen würde….Was für ein denkwürdiger Tag.
Alle diese Dinge im Missionszentrum sind nicht durch „Heer oder Kraft“ sondern durch Glauben geschehen. Glaube ist, mit den Ansichten Gottes übereinzustimmen, anstatt mit unserem Verstand. Wie Kaleb und Josua sagten: „die Riesen essen wir wie Brot!“. Glaube ist, über Gottes Dinge nachzusinnen, sie zu verstehen, zu planen und dann mit Gottes Hilfe in die Tat umzusetzen. Du hast es mit einem übernatürlichen Gott zu tun. Deshalb kannst du nur durch deinen Glauben auf die übernatürliche Ebene gelangen. Allein das Wort Gottes ändert Fakten und Umstände!
Vielen Dank noch einmal an alle, die uns unterstützen. Wir sind Euch soooo dankbar. Wer jetzt noch eine Weihnachtsspende geben möchte, und so Teil unserer Hoffnungs-Projekte sein will, ist uns herzlich willkommen. Wir benötigen immer Finanzen, um unsere Projekte am Laufen zu erhalten. Ob in der Schule, im Krankenhaus, in der Alphabetisierung – wir sind für jede Gabe dankbar.
Auch die Menschen von Ambohitsara und Umgebung sagen: Misaotra betsaka – vielen Dank!