Wir feiern das Leben

Malaria-Epidemie Updates

In Madagaskar spielt Corona so gut wie „keine Rolle“. Laut Statistik sind 0,0001 Prozent der Bevölkerung betroffen. Tote aktuell  landesweit: 29. Nein, wir haben da im Moment ganz andere Probleme…

Die Malariaepidemie fordert sehr viele Opfer. In Süd-Madagaskar starben 30 Kinder unter 5 Jahren innerhalb weniger Tage! Und das in nur 1 Landkreis!

Dank des Buschkrankenhauses des Missionszentrums ist das in unserer Kommune nicht der Fall. Von den Leuten, die zu unserem Einzugsgebiet gehören, haben wir noch niemand verloren. Es kommen sehr viele Kranke jeden Tag zum Krankenhaus. Meistens über 20 Personen.

Durch die Aufklärung unserer mobilen Klinik wissen sie, dass sie sofort kommen sollen, wenn Fieber auftritt. Und das tun „unsere“ Leute aus unserem Einzugsbereich auch in der Mehrzahl der Fälle. Da sie auch schon mit dem Evangelium in Berührung gekommen sind, warten sie bei Krankheitsfällen eben NICHT  ERST 2 Wochen, in denen sie verschiedene Schamanen konsultieren. Sondern sie gehen gleich zu „den Christen“ ins Krankenhaus. Das ist besonders bei Kindern unter 5 Jahren (sie sind die am meisten betroffene Gruppe) und alten Leuten wichtig. Meist sind sie unterernährt und haben noch eine zusätzliche Krankheit, wie z.B. Durchfall, Typhus, Bilharziose….

Wir „klappern“ auch oft  die Dörfer in unserer Kommune und auch darüber hinaus, ab. Wir sehen nach den Leuten, testen sie mit einem Schnelltest auf Malaria und behandeln sie sofort bei positivem Befund.

besagte Oma

Hier noch eine „interessante“ Geschichte. Da war eine Oma aus einem der umliegenden Dörfer. Sie hatte auch Malaria, hat aber eine solche Angst vor Spritzen, dass sie ihre Krankheit vor ihren Kindern und Enkelkindern geheimgehalten hat. Als sie so schwach war, dass ihre Krankheit offensichtlich war – meist wohnen ja die Kinder in der gleichen Hütte oder nebenan – wurde sie dann zum Buschkrankenhaus Ambohitsara gebracht. Gott sei Dank wurde sie schnell behandelt und war ebenso schnell wieder gesund!

 

 

Eine andere  Begebenheit, die nicht so oft vorkommt: Elina wurde 1 Jahr alt. Die stolze Mama, eine Mitarbeiterin, hat eine kleine Feier für ihre Freundinnen mit Kuchen und Tanzen in der Schulkantine organisiert. Es ist vielleicht die erste Feier dieser Art in Ambohitsara. Warum finden wir das so ungewöhnlich?

Normalerweise – wie schon öfter erwähnt – ist der Geburtstag der „Angst-Tag“ Nr. 1 der ganzen Sippe. Man weiß nicht ob die Mutter überlebt. Man weiß nicht ob das Baby überlebt. Man weiß nicht, ob vielleicht auch beide bei der Geburt sterben. Deswegen bereiten die werdenden Eltern nichts (Windeln oder Kleidung) vor, für das Baby. Weil sie nämlich nicht so recht mit einem lebensfähiges Baby rechnen. So weit geht diese Angst bei ihnen!

An diesen Angst-Tag erinnert sich normalerweise keiner so gerne und es wird schon gar nicht gefeiert, Kuchen ausgegeben, Freunde eingeladen oder getanzt…. Was bedeutet diese Feier oben denn? Es bedeutet, dass in Ambohitsara langsam ein Umdenken stattfindet. Dass man sich an den Geburtstag des Kindes erinnert. Dass man sich freut. Dass man positive Erinnerungen an diesen Tag hat. Zwar jetzt erst mal bei den Mitarbeitern. Aber ich bin mir sicher, das kommt auch noch bei der Dorfbevölkerung: Weil sie jetzt nämlich wissen, dass es einen Ort – das Buschkrankenhaus – gibt, wo sie in Sicherheit ihre Kinder zur Welt bringen können.  Der logistische und finanzielle Aufwand ist, im Vergleich zu Port Berger, minimal.

Noch 2 Geschichten habe ich hier für Euch, ein positives und ein negatives Beispiel.

Dieser kleine Junge wurde nur 18 Monate alt. Einer von vielen in Madagaskar. Seine Eltern und Großeltern wohnen außerhalb unseres Einzugsbereichs, in Tsaramandroso bzw.  Marolopitra. Dr. Roseline schreibt darüber: „Dieser Ort liegt noch in tiefer (geistlicher) Finsternis und wir bekommen so oft sehr ernste Fälle von dort.“

Die Angehörigen haben den Jungen zum Sterben nach Ambohitsara ins Buschkrankenhaus gebracht, nachdem er schon seit 2 Wochen an einer sehr schweren Malaria erkrankt ist. Da diese Menschen noch so sehr im Ahnenkult verhaftet sind, waren sie vermutlich erst bei allen „verfügbaren“ Schamanen der Gegend. Inzwischen litt der Junge  auch an einer sehr schlimmen Blutarmut (Malaria zerstört die roten Blutkörperchen). Dr. Roseline hat ihn dann gegen Malaria behandelt, aber das hat nicht ausgereicht. Er hätte dringend eine Bluttransfusion gebraucht. Aber das ist nur in einem großen staatlichen Krankenhaus, wie z.B. Antsohihy (120 km entfernt), möglich und erlaubt.

Dr. Roseline schrieb darüber: „Wir hätten ihn dorthin evakuieren können. Aber die große Frage war u.a. ob er den 4-stündigen Transport überleben wird und ob die Eltern dem zustimmen würden. Außerdem ist die Familie arm und in Antsohihy muss man alles gleich bar und im Voraus bezahlen.“

Die Angehörigen haben sich dann dazu entschieden, den Jungen wieder mit nach Hause zu nehmen. Einige Stunden später ist er dort gestorben. Da kann man leider nichts machen, wenn die Familie sich so entscheidet. Ich habe es selber erlebt, letztes Jahr. Nach einer aufreibenden Nacht-Evakuierungs-Fahrt von  einigen Stunden nach Port-Berger, haben die Angehörigen, sobald wir weg waren,  die Patientin ohne Behandlung wieder aus dem Krankenhaus herausgeholt.

Das andere Beispiel ist Christina, die kleine Tochter von Koto. Er  lebt mit seiner Familie in Ambohitsara und die haben einen kleinen Laden. Dort verkaufen sie alles mögliche. Die Fotos unten habe ich 2018 im Rahmen der Schulpatenschaften aufgenommen.

Sie kamen – warum auch immer – auch sehr spät. Christina hatte die gleiche Diagnose und brauchte eine Bluttransfusion. Sie war aber nicht SO spät dran wie der o.g. kleine Junge. Christinas Eltern gehen zur Kirche und haben sich für eine Evakuierung entschieden, obwohl auch sie arm sind. Aleloia hat die entsprechenden Kosten  von dem „Ein-Euro-Projekt“ Fond entnommen. Das ist so eine Art Spenden-finanzierte Krankenversicherung vom Missionszentrum. In Antsohihy muss man VOR DER BEHANDLUNG alles selber besorgen und bezahlen – vom Infusionsbesteck bis zum Verband.

Nach einer mühsamen Fahrt sind sie gegen Mittag gut in Antsohihy angekommen. Mühsam, weil das Kind an Krampfanfällen litt und sie (wegen Corona-Restriktionen) oft von den Gendarmen aufgehalten wurden. Sie haben alle da übernachtet (unser Team vermutlich im SADKO) und sind dann am nächsten Morgen mit der Familie wieder nach Ambohitsara gefahren. Am Abend sah Christina meiner Meinung nach schon um Welten besser aus….

Christina und ihre Familie bedanken sich bei Euch allen – sie sagen „Misaotra betsaka“ – vielen Dank.

Vielen Dank an alle, die durch ihre Gebete und Spenden für unsere Projekte einstehen. Wir haben Gottes Herrlichkeit und Wunder hier erlebt! Ihr seid echt „mehr als Gold“ wert! Noch einen Extra Dank an die Familie, die sich dazu bereit erklärt hat, den „1-Euro-Projekt“ Fond wieder aufzufüllen.

Ich werde wohl dieses Jahr wegen Corona vermutlich nicht mehr nach Madagaskar kommen. Meine Aufgabe dort vor Ort ist es, Bilder und Geschichten zu sammeln, um sie Euch dann den Rest des Jahres in meinen Blogs oder bei den Events „zu erzählen“. Das geht jetzt aber erst mal nicht mehr – es gibt zwar schlimmeres, aber das macht mich schon ziemlich traurig. Dafür bedeutet mir Eure persönliche Unterstützung, in welcher Form auch immer,  sehr viel! Gerade in diesen schlimmen Zeiten…

 

Deswegen sage auch ich: „Misaotra betsaka – veloma mandrapihaona“ – Vielen Dank und Tschüss bis zum nächsten Mal!

 

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2 Antworten zu Wir feiern das Leben

  1. Lierath , Anne Marianne sagt:

    liebe Doris.
    was für eine starke Aussage.
    Gottes Segen muss sehr mit euch und welch dem “ Projekt “ verbunden sein.
    Welch große “ warscheinlich “ lebenslange Aufgabe.
    Ich bewundere euch wirklich für euer schon langjähriges Tun.
    Und natürlich alle die daran mitarbeiten.

    Gott gebe euch alles was ihr braucht.

    Liebe Grüße
    Anne

  2. Pingback: SADKO und Buschkrankenhaus - Hope Projekte MadagaskarHope Projekte Madagaskar

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