Unsere mobile Klinik – neue Herausforderung pur

Mobile Klinik – weiteres Standbein des Labors

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Um unsere medizinische Versorgung so effektiv wie möglich zu machen, können wir nicht immer darauf warten, dass die Patienten zu uns kommen. Durch unser Außenteam haben wir quasi „Hausbesuche“ gemacht, aber die Intervalle, in denen wir die Dörfer besuchen konnten, waren vorher größer und das Behandlungs-Angebot kleiner. Das hatte auch  gute Gründe: unsere (bisher relativ wenigen) Mitarbeiter mussten mit dem  Fahrrad fahren oder zu Fuß gehen.

Bis vor kurzem hatten wir nur folgende Mitarbeiter:

  1.  Dr. Roseline – sie konnte man fast nicht einplanen, da sie immer unterwegs war – entweder mit der Vernetzungsarbeit (s. letzter Blogeintrag http://hope-projekte-madagaskar.org/neues-vom-labor-teil-2/ ) oder wegen ihrer damaligen Tätigkeit als lokale Projektkoordinatorin.
  2. Dr. Dada – er musste die „Stellung halten“ in Ambohitsara.
  3. Armel ist unser medizinischer Assistent (das ist viel mehr als ein Pfleger, aber noch kein Arzt) und hat nachts Rufbereitschaft – also auch nur bedingt für das Außenteam  einsetzbar.
  4. Seine Frau Fara, als Pflegehelferin, kann in Ambohitsara (wenn alle anderen unterwegs sind) auch nur im Notfall die Verantwortung über das Krankenhaus übernehmen.
  5. Florette, die Laborantin für das neue Labor. Aber sie springt auch im Krankenhaus  ein, wenn es „brennt“

Als ich vom April bis Juni in Madagaskar war, habe ich oft mit Dr. Roseline die Evakuierungen (z.B. wegen Kaiserschnitt) der Patienten übernommen, die nicht in Ambohitsara behandelt werden konnten. Hier ein Beispiel:

Ich erinnere mich auch noch an eine Begebenheit 2015/16. Debora, eine Krankenschwester aus der Schweiz war während einer Epidemie dort und wollte es nicht hinnehmen, dass die Kinder in der ganzen Gegend „sterben wie die Fliegen“. Benjamin und ich  waren zu der Zeit auch dort und konnten mit der Hilfe von Euch Spendern aus Europa ein Allrad-Auto mieten. Das war noch vor der Zeit von Wasserversorgung und SADKO. Es war so anstrengend für Debora, dass sie eines Nachmittags (sie haben erst gegen 16 Uhr mittag gegessen) während dem Essen eingeschlafen ist – sogar der Löffel ist ihr aus der Hand gefallen.

Jetzt mit dem SADKO ist das viel einfacher. Wir können so viele Leute (er ist auf 20 Leute zugelassen) und Equipment mitnehmen, wie wir brauchen.

Es ist einfach dringend nötig, dass wir die Leute in den Dörfern öfter besuchen – oftmals scheuen sie den Aufwand, um in das Krankenhaus nach Ambohitsara zu kommen, da sie z.B. von sehr weit her kommen  (8 Stunden Fußmarsch). Und es ist leider immer noch so, dass viele dann zu spät kommen und ihr Kind nur noch zum Sterben nach Ambohitsara bringen. Vor einigen Wochen erst haben wir wieder ein Kleinkind verloren. Es hatte Gehirn-Malaria (eine sehr aggressive Sorte von Malaria) und wir konnten nichts mehr für den kleinen Jungen tun.

Auch vor einigen Wochen war unser Team auf dem Weg in eins der Dörfer. Auf dem Weg haben sie eine schwangere Frau „aufgelesen“. Es gab Probleme bei der Entbindung (ansonsten hätte sie sich nämlich nicht auf den Weg gemacht) und sie hat es nicht mehr bis nach Ambohitsara geschafft. Gott sei Dank (eine riesige Bewahrung), dass unser mobiles Klinik-Team gerade auf dem Weg war. Sie haben sie gefunden, die Frau hat mit Hilfe unseres medizinischen Teams „im Busch“ entbunden und wurde anschließend per Sadko ins Heimatdorf zurückgebracht.  Dr. Roseline ist da nicht zimperlich bei so einer Not-Entbindung: sie benutzt einfach eine Plane des SADKO als einigermaßen saubere Unterlage. Wenn dann das Baby auf der Welt ist, nimmt sie das Wickeltuch der Oma – ob die das will oder nicht – zerschneidet es und wickelt das Baby darin ein.

Bei vielen Leuten auf dem Dorf in Madagaskar läuft die Vorbereitung bei der Schwangerschaft i.d.R. nicht wie bei uns in Europa. Hier kauft man Babykleidung sowie anderes Equipment und bereitet mindestens eine Ecke im Schlafzimmer mit Bettchen, Mobile, Wickeltisch usw. vor. Und man freut sich auch riesig auf den Neuankömmling. In Madagaskar auf dem Land ist das nicht so – es wird nämlich nichts für das Baby vorbereitet: kein Bettchen, keine Kleidung – gar nichts. Und man freut sich eher nicht auf die Geburt, weil der Tag der Geburt immer ein Angst-Tag ist: Wird das Baby überleben? Wird die Mutter überleben? Oder wird man beide an diesem Tag verlieren? Schon eine ziemlich schreckliche Vorstellung….

Auch wegen dem Labor ist die mobile Klinik sehr wichtig. Vor Ort in den Dörfern kann man die Leute immer wieder wegen  der Wichtigkeit der Probenentnahmen sensibilisieren. Es ist erstens viel billiger, punktgenau zu behandeln. Man spart sich viele Medikamente, wenn man nicht nach dem dort üblichen Ausschlussverfahren behandelt: d.h. man behandelt so lange, bis ein Medikament wirkt. Natürlich sind unsere Leute auch mit der Behandlungsmethode nach dem Ausschlussverfahren sehr erfahren…Zweitens ist es für den Patienten viel schonender, weil der durch Unterernährung geschwächte Körper der Dorfbewohner nicht unnötig durch viele Medikamente belastet wird. Drittens wird bei lebensbedrohlichen Krankheiten wertvolle Zeit gespart (manchmal ist es ja ein Wettrennen mit der Zeit) indem man z.B. nach der Analyse des Bakteriums gleich das richtige Antibiotikum gibt.

Inzwischen konnten wir auch neues Personal einstellen: Die 2 Hebammen Chania und Harisoa. Auch die neue Geburtsstation ist jetzt fertig. Die Mamas mit ihren Babys sind jetzt für sich und nicht mehr der Gefahr ausgesetzt, von anderen Kranken mit irgendetwas angesteckt zu werden. Hebammen können in Madagaskar nicht nur Kinder auf die Welt bringen, sondern auch andere Patienten behandeln. Genau wie die medizinischen Assistenten – da ist es nur umgekehrt. Wir haben so wertvolle Hilfe neu dazubekommen und können daher die verschiedenen Dörfer öfter besuchen.

 

Dr. Roseline ist sehr begeistert von den zwei Hebammen. Besonders von Chania. Sie ist die Tochter eines Arztes, der auch in Projekten im Busch gearbeitet hat. Ihr Kommentar zu den Fragen von Roseline beim Einstellungsgespräch war immer: „das kenne ich….damit komme ich gut klar….das ist nichts Neues für mich…ich bin es gewohnt, unter Druck zu arbeiten“… Das war wirklich „Musik“ in Roselines Ohren, da es meistens eher umgekehrt ist. Die Leute wollen nicht gerne in den Busch. Wenn bei den Einstellungsgesprächen der potentiellen Mitarbeiter herauskommt, wo es hingehen soll, sind sie oft „mit Lichtgeschwindigkeit“ verschwunden….

 

Inzwischen hat uns die staatliche madegassische Gesundheitsbehörde die Verantwortung für die Kommune Andranomena plus die angrenzenden Dörfer von 3 anderen Kommunen anvertraut: Impfung, Hygieneaufklärung, Familienplanung, Vorsorgeuntersuchungen, Behandlung der Kranken u.v.m….

Als Gegenleistung bekommen wir vom Staat die Impfstoffe, einige Medikamente, Diesel u.ä. umsonst. Es freut mich wirklich sehr, dass sogar der Staat so großes Vertrauen in die Hope-Projekte-Madagaskar setzt.

Noch etwas zu unseren Mitarbeitern: Die Regierung von Madagaskar hat ein Mindestlohn-Gesetz erlassen. Unsere Mitarbeiter waren nie unterbezahlt: sie bekommen neben dem Gehalt auch noch Unterkunft, Strom, Wasser, Fahrt mit dem SADKO nach Port Berger am Wochenende, z.T. Mittagessen in der Schulkantine….  umsonst. Außerdem ist noch eine starke Reduktion der Kosten bei Krankheit sowie des Schulgeldes für ihre Kinder mit dabei. Sachlich gesehen können wir sie nur so in „der Pampa“ an uns binden!

Trotzdem müssen wir dieses Gesetz einhalten – seit September 2019 haben wir daher Mehrkosten von ca.  2000 Euro monatlich. Das ist nicht einfach für uns als Hope-Projekte-Madagaskar.

Im „Wartezimmer“

Hier habt ihr  – gerade jetzt in der Weihnachtszeit –  eine gute Gelegenheit punktgenau für Gerechtigkeit und Chancengleichheit zu investieren. So können unsere tollen Mitarbeiter weiterhin gute Bildung und effektive Krankenversorgung für die Kinder und deren Mütter in Ambohitsara und Umgebung leisten.

Jeder Euro kommt an – Spenden werden gerne unter unserer Bankverbindung angenommen.

Vielen Dank für alle Gaben!

Spenden per Banküberweisung

Empfänger: HOPE e.V.  (Ditzingen, Deutschland)
IBAN: DE36622515500220012366
Bank: Sparkasse Hohenlohekreis  (Deutschland)
BIC: SOLADES1KUN
Verwendungszweck: Madagaskar
+ Ihre Anschrift  (für Ihre jährliche Spendenbescheinigung)

Fortsetzung folgt….

 

 

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